Am Tag der Kölner Friedhofskultur wird die besondere Bedeutung der Friedhöfe in der Stadt Köln hervorgehoben. Für Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster steht fest: „Friedhöfe sind nicht nur Orte des Abschieds und der Erinnerung, sondern auch bedeutende Zeugnisse unserer Trauer- und Begräbniskultur sowie unseres kulturhistorischen Erbes. Sie spiegeln den Wandel in der Gesellschaft und der Trauer- und Erinnerungskultur wider.“
Die ältesten Überreste einer Trauerkultur in Köln reichten bis in die Römerzeit zurück, wie das Publicius-Grabmal und das Römergrab in Weiden belegen würden, führte Dr. Ralph Elster in seinem Grußwort aus. Auch die fränkische Grablege unter der Osthälfte des Kölner Doms mit ihren kostbaren Grabfunden aus fränkischer Zeit zeuge von der reichen Geschichte.
In vergangenen Jahrhunderten war der Umgang mit Verstorbenen noch anders geregelt. Der Kirchhof der Elendskirche diente lange Zeit als Friedhof für Ehr- und Heimatlose. Dank der Intervention der Familie von Groote wurde dort vor fast 300 Jahren eine angemessene Bestattungssituation geschaffen, einschließlich des Neubaus der heute noch existierenden Barockkirche St. Gregorius am Elend zu Köln.
„Unsere Friedhöfe erfüllen jedoch nicht nur eine historische Funktion. Sie dienen auch als Treffpunkte und Orte der Begegnung und des Austauschs. In einer Stadt mit vielfältigen Kulturen wie Köln sind sie Orte der Integration“, so der CDU-Politiker weiter. Köln verfüge über eines der ältesten muslimischen Grabfelder in Deutschland, das seit 1968 auf dem Westfriedhof für die erste Generation von Gastarbeitern angelegt worden sei. Inzwischen gebe es auch auf dem Friedhof Lehmbacher Weg im rechtsrheinischen Teil der Stadt ein weiteres muslimisches Grabfeld. „Der große jüdische Friedhof, der an den Westfriedhof anschließt, ist ein weiteres Beispiel für die Berücksichtigung unterschiedlicher Glaubensrituale bei der Bestattung. Unsere Friedhöfe verbinden die verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen in unserer Stadt und fördern das gegenseitige Verständnis“, so Dr. Ralph Elster weiter.
Darüber hinaus sind unsere Friedhöfe wichtige Erholungsgebiete und Grünflächen für die Bevölkerung. Hier kann man spazieren gehen, verweilen und sich in den Cafés stärken, die oft in ihrer Nähe liegen. Die wirtschaftliche Dimension der Friedhöfe darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Sie sind ein bedeutender Wirtschaftsraum für lokale, regionale und überregionale Unternehmen.
Dr. Ralph Elster verwies zudem darauf, dass in Köln der Arbeitskreis Friedhof gegründet wurde, um den stetigen gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht zu werden. Dieses Beratungsgremium setzt sich aus Vertretern der Friedhofsgewerke, der Kirchenverbände und der Stadt Köln zusammen. Gemeinsam mit der Stadt wurde das Konzept „Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025“ erarbeitet, das die zukünftige Ausrichtung der 55 Friedhöfe in Köln festlegt. „Die Beteiligung der Kölner Bürgerinnen und Bürger bei der Erstellung dieses Konzepts im Jahr 2019 hat gezeigt, dass der Erhalt der Friedhöfe als besondere Orte der Ruhe und Trauerbewältigung sowie als Beitrag zur „grünen Lunge“ der Stadt von großer Bedeutung ist“, so der Kölner Bürgermeister, der auch die Auszeichnung zum „Schmetterlings-freundlichen Friedhof“ von NABU Köln und NABU NRW in Empfang nehmen durfte.
Der Tag der Kölner Friedhofskultur bot darüber hinaus die Möglichkeit, an Führungen über den Westfriedhof teilzunehmen und einen Vortrag zum mexikanischen Totentag in der Trauerhalle zu besuchen. An Informationsständen gab es weitere Einblicke in die umgesetzten Projekte und Informationen zur Bestattungs- und Trauerkultur in Köln. „Wir möchten den Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung sowie den Vertretern der Gewerke und Kooperationspartner für ihre hervorragende Arbeit danken“, so Dr. Ralph Elster.
Titelfoto: Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster nimmt stellvertretend für die Stadt die Auszeichnung „Schmetterlings-freundlicher Friedhof“ entgegen. © Franz Lindinger
Die Rede im Wortlaut
Liebe Mitglieder des Arbeitskreises Friedhof,
sehr geehrte Damen und Herren vom NABU Landesverband NRW und vom Stadtverband Köln,
lieber Herr Beigeordneter William Wolfgramm,
sehr verehrte Damen und Herren, liebe Besucherinnen und Besucher.
Es freut mich sehr, Sie heute im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Tag der Kölner Friedhofskultur hier auf dem Westfriedhof begrüßen zu dürfen.
An diesem Tag wird in der Stadt Köln seit vielen Jahren die besondere Bedeutung der Friedhöfe in unserer Stadt hervorgehoben.
Unsere Friedhöfe sind Orte des Abschieds und der Erinnerung, Orte, an denen man Trauern und Gedenken kann. Es sind Orte, die von der Trauer- und Begräbniskultur unserer Gesellschaft geprägt sind. In Folge dieser wichtigen Funktion legen sie schon über ihre Grünanlagen und deren Gestaltung, aber natürlich auch über ihre Bau- und Grabmalkunst Zeugnis ab über diese besondere Facette unseres kulturhistorischen Erbes und unserer Stadtgeschichte.
Der Umgang mit Verstorbenen und die Trauer- und Erinnerungskultur unterliegen einem stetigen gesellschaftlichen und kulturellen Wandel. Lässt man einmal die neolithischen Gräber in Lindenthal außer Acht, gehen die ältesten Zeugnisse einer Trauerkultur in unserer fast 2.000 Jahre alten Stadt selbstverständlich auf die Römerzeit zurück. Ich erinnere in dem Zusammenhang an das Publicius-Grabmal, aber auch an das einzigartige Römergrab in Weiden.
Fränkische Grablege unter der Osthälfte des heutigen Doms
Ein anderes Beispiel ist die fränkische Grablege unter der Osthälfte des heutigen Domes mit den beiden noch vollständig erhaltenen Gräbern. Das Inventar dieser Kölner Fürstengräber zählt zu den kostbarsten Grabfunden die überhaupt aus fränkischer Zeit erhalten sind und sie werden heute zu recht in der Schatzkammer des Domes ausgestellt.
Ein gänzlich anderer Umgang war noch im späten Mittelalter und selbst in der aufkommenden Neuzeit den Toten in unserer Stadt beschieden, die nicht aus Köln kamen, sondern sich als Pilger oder einfach als Reisende in unserer Stadt aufgehalten hatten oder die arm waren und keine Familie hatten. Ein gutes Zeugnis von den zum Teil schlimmen Verhältnissen ist der Kirchhof der Elendskirche, der jahrhundertlang als Friedhof für Ehr- und Heimatlose gedient hat. Dank der Intervention der Familie von Groote vor fast 300 Jahren wurde dann sukzessive eine den Toten würdige Situation geschaffen, nicht zuletzt mit einer angemessenen Bestattung und dem Neubau der heute noch dort befindlichen Barockkirche St. Gregorius am Elend zu Köln.
Friedhöfe sind aber nicht nur Zeugnisse gesellschaftlichen Wandels. Sie erfüllen weitere wichtige Funktionen, z.B. als Treffpunkt, als Orte der Begegnung und des Austausches. Sie sind aber auch Orte der Integration, was selbstverständlich gerade in einer Stadt mit so vielen unterschiedlichen Kulturen wie in Köln von großer Bedeutung ist. Immerhin gibt es in unserer Stadt eines der ältesten muslimischen Grabfelder in Deutschland überhaupt. Schon seit 1968 stehen hier auf dem Westfriedhof Gräber zur Verfügung, die damals für die erste Generation von Gastarbeitern angelegt worden waren. Im Laufe der Zeit ist auch im Rechtsrheinischen ein weiteres muslimisches Grabfeld auf dem Friedhof Lehmbacher Weg hinzugekommen.
Unsere Friedhöfe stellen selbstredend auch wichtige Erholungsgebiete dar
Der große jüdische Friedhof, der nördlich an den Westfriedhof anschließt, ist ein weiteres Beispiel für das vielfältige Grabangebot unserer Stadt und die Berücksichtigung von unterschiedlichen Glaubensritualen bei der Bestattung. Damit werden auf unseren Friedhöfen die verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen, die in unserer Stadt existieren, automatisch miteinander verknüpft und Verständnis füreinander geschaffen.
Weil uns unsere Friedhöfe in Köln oft auch hochwertigste Grünflächen mit Parkanlagen oder sogar Waldanteilen bieten, stellen sie selbstredend auch wichtige Erholungsgebiete für unsere Bevölkerung dar. Hier kann man spazieren, hier kann man verweilen, und wer es mag, findet im Anschluss an den kleinen Ausflug ins Grüne auch noch ein Café, in dem man sich bei Kaffee und Kuchen stärken kann. Das leitet dann schon zu einem letzten Aspekt über, den ich hier nennen möchte, nämlich die wirtschaftliche Dimension unserer Friedhöfe, die nicht unerwähnt bleiben soll. Mit unseren Friedhöfen sind zahlreiche Gewerke und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen verbunden. Sie stellen einen beachtlichen Wirtschaftsraum dar für lokal, regional und auch überregional arbeitende Betriebe.
Friedhöfe sind also Orte, die vielen unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden müssen, die aber immer wieder auch neuen gesellschaftlichen Entwicklungen folgend Veränderungen erfahren sollten.
Kluges Verwaltungshandeln hat dazu geführt, dass wir bereits seit vielen Jahren von dem Wirken des Arbeitskreises Friedhof in Köln profitieren können. Dieses Beratungsgremium setzt sich aus den Vertreterinnen und Vertretern der Friedhofsgewerke, der Kirchenverbände und der Friedhofsträgerin, also der Stadt Köln, zusammen. Dieser Arbeitskreis und die Stadt haben mit dem Konzept „Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025“ eine Strategie zur zukünftigen Ausrichtung der immerhin 55 Friedhöfe in Köln erarbeitet.
Die Friedhöfe werden als Orte der Erholung und als Beitrag zur „grünen Lunge“ der Stadt verstanden
Richtigerweise wurde im Zuge der Erarbeitung des Konzeptes im Jahr 2019 eine große Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt, die allen Kölner Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur Mitwirkung bei der zukünftigen Gestaltung und Nutzung unserer Friedhöfe gegeben hat.
Die zahlreichen Meinungen, Impulse und Vorschläge haben deutlich gezeigt, dass es der Wunsch der Kölnerinnen und Kölner ist, den Friedhof als besonderen Ort der Ruhe und der Trauerbewältigung zu bewahren. Auch werden die Friedhöfe als Orte der Erholung und als Beitrag zur „grünen Lunge“ der Stadt verstanden und damit auch als geeignete Räume angesehen, Projekte rund um den Natur- und Artenschutz weiter auszubauen.
Zum Beispiel sind die Kölner Friedhöfe die einzigen öffentlichen Flächen innerhalb unserer Stadt, die hundefrei sind. Unter anderem auch dadurch können sie sich zu besonderen Lebensräumen für seltene Vogelarten und Kleinsäugetiere wie z. B. den Gartenschläfer hier im Westfriedhof, entwickeln.
Seit 2020 wurden nun auf Basis des genannten Konzeptes schon zahlreiche Projekte umgesetzt. Beispielhaft sei hier die Errichtung von zwei Kolumbarien auf den Friedhöfen Weiß und Melaten genannt, durch die das Grabangebot nochmals erweitert werden konnte. Auch die bereits laufende Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Säulen am Eingang der Trauerhalle auf diesem Friedhof (Westfriedhof) gehört dazu.
Außerdem konnten auf vielen Friedhöfen Trauer- und Begegnungsräume eingerichtet werden und es wurden zahlreiche Projekte für die Umwelt umgesetzt. Die beachtlichen Ergebnisse dieser ökologischen Projekte sind ja u.a. auch der Grund, warum der Westfriedhof heute mit der Auszeichnung „Schmetterlingsfreundlicher Friedhof“ prämiert wird.
Von diesem spannenden Projekt werden wir ja gleich von den Vertreterinnen des NABU mehr erfahren.
Meine Damen und Herren, in der heutigen Plakatausstellung und an den Informationsständen am Eingang des Westfriedhofs erhalten Sie jede Menge Information über die zahlreichen schon umgesetzten Projekte. Sprechen Sie dazu gerne die Mitarbeitenden der Friedhofsverwaltung an, denen ich für ihren Einsatz herzlich Dankeschön sage.
An dieser Stelle möchte ich auch den Vertreterinnen und Vertreter der Gewerke und unseren Kooperationspartnern für Ihre hervorragende Arbeit danken. An den Informationsständen der friedhofsnahen Gewerke, Vereine und Kooperationspartnern der Friedhofsverwaltung erhalten Sie viele Informationen rund um unsere Friedhöfe und natürlich auch zum Thema Bestattungs- und Trauerkultur in Köln.
Auf jeden Fall möchte ich Sie alle sehr gerne einladen, an einer der spannenden Führungen über den Westfriedhof teilzunehmen und vor allem auch den Vortrag zum mexikanischen Totentag in der Trauerhalle zu besuchen.
Ich wünsche ich Ihnen allen einen interessanten Tag mit vielen informativen Gesprächen und spannenden Begegnungen und neuen Erkenntnissen und darf nun das Wort wieder an zuständigen Amtsleiter, Herrn Kaune, übergeben.
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