„Together now“ – zusammen jetzt! Welch starkes Motto für ein starkes Festival. Denn wieder einmal verbindet SHALOM-MUSIK.KOELN die reiche jüdische Musikkultur mit anderen musikalischen Traditionen und sorgt so für ein Miteinander von Menschen und Kulturen – und das Ganze fulminant gestartet mit einem kleinen bisschen Glück. Denn so lautete der Titel des Eröffnungskonzerts in der Kölner Flora. Mit „Ein kleines bisschen Glück“ ist den Veranstaltern des Kulturvereins „Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V.“ ein beeindruckender Auftakt zum Festival gelungen.

Die Vorstandsvorsitzende Claudia Hessel und ihr Team des „Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V.“ haben mal wieder ein fantastisches Festival-Programm auf die Beine gestellt. Foto: Kay-Uwe Fischer

Als Uraufführung wurde ein großes Cembalokonzert zu Gehör gebracht, das die aus einer jüdischen Textilhändlerfamilie stammende Maria Herz 1934 begonnen hatte zu komponieren. „Welch schöner Moment gelingt den Veranstaltern mit dem heutigen Konzert. Genau gestern, nämlich, vor 160 Jahren erklang hier an diesem Ort zum allerersten Mal Konzertmusik anlässlich der Neueröffnung der Kölner Flora, mit der Köln zu den großen Städten in Europa aufschließen konnte“, hatte Dr. Ralph Elster in seiner Rede betont. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass damals auch Werke jüdischer Komponisten auf dem Programm gestanden hätten, so der Kölner Bürgermeister.

Schließlich war die Schar bedeutender Musikpersönlichkeiten mit jüdischen Wurzeln vor 160 Jahren groß: Giacomo Meyerbeer, Felix Mendelssohn, Fanny Hensel, Jacques Offenbach, Anton Rubinstein, Joseph Joachim. Auch der seinerzeitige Gürzenich-Kapellmeister, Ferdinand Hiller, stammte aus einer jüdischen Familie.

Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster während seiner Ansprache in der Flora. Foto: Kay-Uwe Fischer

„Wie auch immer nun das musikalische Eröffnungsprogramm damals gestaltet gewesen sein mag, eines steht in jedem Fall unumstößlich fest: Ohne ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement hätte es diesen neuen, damals vor den Toren der Stadt gelegenen Veranstaltungsort nicht geben können“, so Dr. Ralph Elster weiter. Wie so vieles in Köln, gehe auch die Flora zurück auf den großen Einsatz der Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und spätestens seit dem Festjahr 2021 wissen wir, dass es seit den Anfängen Kölns auch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sind, die ihren Teil beitragen zu solch großartigen Entwicklungen. 

Zahlreiche Gäste verfolgten das Eröffnungskonzert „Ein kleines bisschen Glück“ in der Kölner Flora. Foto: Kay-Uwe Fischer

Kölns Aufstieg zu einer bedeutenden westeuropäischen Stadt, von der aus viele Impulse z.B. für die Industrialisierung der Welt ausgingen, lasse sich nicht zuletzt auch darauf zurückführen, führte Dr. Ralph Elster weiter aus. „Stellvertretend für viele bedeutende jüdische Familien aus dieser Epoche Kölns möchte ich neben den oben schon erwähnten auch die Bings nennen, denn mit dem Kaufhaus der Gebrüder Bing schließt sich der Kreis zum heutigen Konzert. Die lange vergessene Komponistin Maria Herz, deren Cembalo-Konzert heute hier uraufgeführt wird, war eine Tochter dieser wichtigen Kölner Kaufmannsfamilie“, so der CDU-Kulturpolitiker.

Das Festival verbleibe allerdings nicht bei Angeboten klassischer Musik, es folge ein bunter Reigen, der bei geistlicher Musik beginnt und sich über Folkmusik und Jazz bis hin zu Neuer Musik fortsetzt. „‘TOGETHER NOW‘, lautet das Festivalmotto und passender kann es kaum sein. Christliches und jüdisches Leben haben unsere Stadt gemeinsam vorangebracht. Dieser Ort, an dem wir heute zu einem bislang noch ungehörten Konzert zusammenkommen, steht sinnbildlich für diesen Erfolg gemeinsamer Anstrengungen“, so der Kölner Bürgermeister, der den Veranstaltern im Namen der Stadt Köln, dass sie dem Geist von 1700 Jahren jüdisches Leben folgend, ein Festival für jüdische Musik entwickelt haben. „Es ist ein gutes Gefühl, dass es den Nationalsozialisten nicht gelungen ist, die Werke von Maria Herz und anderen vergessen zu machen“, machte Dr. Ralph Elster deutlich: „Allen, die daran beteiligt waren und sind, danke ich von Herzen für ihr Engagement.“

Die noch anstehenden Veranstaltungen

Das Festival ist noch nicht vorbei! In den kommenden Tagen erwarten uns weitere spannende Veranstaltungen, die Sie auf keinen Fall verpassen sollten:

SHAI MAESTRO TRIO am Dienstag, 20. August, 20 Uhr im Stadtgarten Köln. Shai Maestro ist der israelische Ausnahme-Pianist, der die internationale Jazzszene im Sturm erobert hat. Geboren und aufgewachsen in Tel Aviv, begann Shai Maestro seine musikalische Reise im Alter von fünf Jahren. Schon früh zeigte sich sein außergewöhnliches Talent, das ihn schließlich an renommierte Musikhochschulen und auf die größten Bühnen der Welt führte. Sein Spiel ist eine meisterhafte Verbindung aus technischer Brillanz und emotionaler Tiefe, die jeden Zuhörer in ihren Bann zieht. Bei Shalom-Musik.Koeln hören wir Ihn zusammen mit seinen Triopartnern Ofri Nehemya – Drums und Oren Hardy – Bass.

EIN SIEGEL AUS RUBIN am Donnerstag, 22. August, 19 Uhr im Stiftersaal Wallraf-Richartzs-Museum. Zusammen mit der in Wiesbaden lebenden, israelischen Sängerin Shai Terry macht sich das Maiburg Ensemble auf Entdeckungsreise durch die Welt der engen Verflechtungen jüdischer und nichtjüdischer Kultur – nicht nur im Rheinland, wo jüdisches Leben seit über 1700 Jahren nachweisbar ist, sondern darüber hinaus auch in Europa und Israel.

TRIO FOLKADU am Samstag, 24. August, 20 Uhr im Kunst- und Kultursalon FREIRAUM. Folkadu nimmt die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch die vielfältige Kultur des jüdischen Volkes in aller Welt. Ihre einzigartige Kombination aus Gesang, Oud, Akkordeon, Trompete und dem uralten Schofar schafft einen Klang, der Traditionelles mit Zeitgenössischem verbindet und verschiedenste Facetten jüdischer Musik zeigt.

MOVIMENTO meets SHALOM-MUSIK.KOELN am Sonntag, 25. August. Das ist eine Konzertreise auf dem Rad im Rhein-Erft-Kreis. Ein Tag voll mit jüdischer Musik, dazu noch auf 42 km zwischen Bedburg und Erftstadt nachhaltig und umweltfreundlich. Rund 40 jüdische und nichtjüdische Musiker und Musikerinnen spielen an mehreren Orten entlang der Erft Kurzkonzerte. Tempo und Programmauswahl können Sie selbst bestimmen.

Weitere Infos unter www.shalom-musik.koeln

Titelfoto: Kay-Uwe Fischer

Die Rede im Wortlaut

Liebe Claudia Hessel, liebe Ulrike Neukamm, Kölner Forum Kultur im Dialog
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Türkeli-Dehnert, 
lieber Abraham Lehrer, (Vizepräs. Zentralrat der Juden, Vorst. Synagogen-Gemeinde Köln)
liebe Synagogen-Gemeinde Köln,
lieber Albert Herz, (Enkel M. Herz), schön, Sie heute in Köln wiederzusehen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste.

Zu dem Eröffnungskonzert von Shalom Musik 2024 darf ich Sie alle ganz herzlich auch im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßen.

Welch schöner Moment gelingt den Veranstaltern mit dem heutigen Konzert. Genau gestern, nämlich, vor 160 Jahren erklang hier an diesem Ort zum allerersten Mal Konzertmusik anlässlich der Neueröffnung der Kölner Flora, mit der Köln zu den großen Städten in Europa aufschließen konnte.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass damals auch Werke jüdischer Komponisten auf dem Programm gestanden haben. Die Schar bedeutender Musikpersönlichkeiten mit jüdischen Wurzeln war groß vor 160 Jahren: Giacomo Meyerbeer, Felix Mendelssohn, Fanny Hensel, Jacques Offenbach, Anton Rubinstein, Joseph Joachim, um nur einige zu nennen. Auch der seinerzeitige Gürzenich-Kapellmeister, Ferdinand Hiller, stammte aus einer jüdischen Familie.

Wie auch immer nun das musikalische Eröffnungsprogramm damals gestaltet gewesen sein mag, eines steht in jedem Fall unumstößlich fest: Ohne ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement hätte es diesen neuen, damals vor den Toren der Stadt gelegenen Veranstaltungsort nicht geben können. Wie so vieles in Köln, geht auch unsere Flora zurück auf den großen Einsatz der Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt und spätestens seit dem Festjahr 2021 wissen wir, dass es seit den Anfängen Kölns auch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sind, die ihren Teil beitragen zu solch großartigen Entwicklungen. 

Nur wenige Jahre nach seinem Einsatz für den Kölner Zoo macht sich Eduard von Oppenheim für die Errichtung eines neuen Botanischen Gartens stark und sammelt Verbündete in der Kölner Stadtgesellschaft. Das Engagement, das 1862 zunächst „konspirativ“ im Wohngebäude von Oppenheims mit der Gründung eines „Comitees zum Bau eines Botanischen Zier- und Lustgartens“ beginnt, mündet dann über zügige Planungen weniger als zwei Jahre später in der brillanten Anlage der Kölner Flora. Ein Beispiel von vielen, gerade das 19. Jahrhundert ist Beleg für ein starkes Kölner Bürgertum, das sich in der Folge der französischen Besatzung und der preußischen Gesetze entwickeln konnte, als Juden und auch evangelische Christen das Recht erhielten, in Köln zu leben, zu arbeiten und ihren Glauben zu praktizieren. Kölns Aufstieg zu einer bedeutenden westeuropäischen Stadt, von der aus viele Impulse z.B. für die Industrialisierung der Welt ausgingen, lässt sich nicht zuletzt auch darauf zurückführen. Stellvertretend für viele bedeutende jüdische Familien aus dieser Epoche Kölns möchte ich neben den oben schon erwähnten auch die Bings nennen, denn mit dem Kaufhaus der Gebrüder Bing schließt sich der Kreis zum heutigen Konzert. Die lange vergessene Komponistin Maria Herz, deren Cembalo-Konzert heute hier uraufgeführt wird, war eine Tochter dieser wichtigen Kölner Kaufmannsfamilie.  

Das Festival verbleibt nicht bei Angeboten klassischer Musik, es folgt in den nächsten Tagen ein bunter Reigen, der bei geistlicher Musik beginnt und sich über Folkmusik und Jazz bis hin zu Neuer Musik fortsetzt. „TOGETHER NOW“ lautet das Festivalmotto und passender kann es kaum sein. Christliches und jüdisches Leben haben unsere Stadt gemeinsam vorangebracht. Dieser Ort, an dem wir heute zu einem bislang noch ungehörten Konzert zusammenkommen, steht sinnbildlich für diesen Erfolg gemeinsamer Anstrengungen. 

Im Namen der Stadt Köln danke ich den Veranstaltern, dass sie dem Geist von 1700 Jahren jüdisches Leben folgend, ein Festival für jüdische Musik entwickelt haben. Es ist ein gutes Gefühl, dass es den Nationalsozialisten nicht gelungen ist, die Werke von Maria Herz und anderen vergessen zu machen. Allen die daran beteiligt waren und sind, danke ich von Herzen für ihr Engagement und wünsche uns allen nun ein wunderschönen Kunstgenuss bei „EIN KLEINES BISSCHEN GLÜCK“.