Es war eine durchaus emotionale Verleihung eines Rheinlandtalers. Auch wegen der persönlichen Betroffenheit der beiden Menschen, die durch ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement in Köln und darüber hinaus beeindruckt haben: Ulla und Fritz Schramma. In einer bewegenden Zeremonie wurde das Ehepaar für seinen Einsatz für den Verein Kölner Opferhilfe e.V. ausgezeichnet. Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster würdigte in seiner Rede ihre Verdienste und übermittelte im Namen der Stadt Köln und Oberbürgermeisterin Henriette Reker die herzlichsten Grüße.
Eine Auszeichnung für herausragenden Einsatz
Der Rheinlandtaler, der vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) ins Leben gerufen wurde, würdigt seit fast 50 Jahren Menschen, die sich in besonderer Weise für die Gesellschaft einsetzen. Besonders ergreifend war, wie Dr. Ralph Elster auf die Geschichte hinter der Gründung des Vereins Kölner Opferhilfe einging – eine Organisation, die Fritz und Ulla Schramma im Jahr 2002 nach einem persönlichen Schicksalsschlag ins Leben riefen.
Der Kölner Opferhilfe e.V. – geboren aus einem tiefen persönlichen Verlust
Am 31. März 2001 verloren Fritz und Ulla Schramma ihren Sohn Stephan bei einem tragischen Unfall, verursacht durch ein illegales Autorennen mitten in der Kölner Innenstadt. Dieses einschneidende Erlebnis machte sie zu Opfern einer schrecklichen Gewalttat – ein Verlust, der sie zutiefst traf. „Aus diesem unfassbaren Leid heraus habt Ihr gehandelt und den Verein Kölner Opferhilfe e.V. gegründet, um anderen Opfern von Gewalt zu helfen“, betonte Dr. Ralph Elster.
Ulla Schramma leitete den Verein über zehn Jahre lang als Vorsitzende, bevor Fritz Schramma 2012 den Vorsitz übernahm. Der Verein bietet Opfern von Gewalt schnelle und unbürokratische Hilfe und ist eng vernetzt mit der Polizei, sozialen Einrichtungen und der Universität Köln. Dr. Elster hob hervor: „Eure Arbeit in der Kölner Opferhilfe, die sich schnell und unbürokratisch für die Betroffenen einsetzt, ist unbezahlbar.“
Ehrenamtliches Engagement – eine Herzensangelegenheit für die Schrammas
Für das Ehepaar Schramma ist das Ehrenamt nicht nur eine Pflicht, sondern eine Herzensangelegenheit. Bereits lange vor der Gründung des Vereins waren sie in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen engagiert. „Bei Euch beiden, liebe Ulla und lieber Fritz, ist die ehrenamtliche Arbeit ein Stück weit zum Lebensinhalt geworden, insbesondere wenn es darum geht, bedürftigen Menschen zu helfen“, sagte Elster und verwies auf Fritz Schrammas Rolle bei der Einführung des Kölner Ehrenamtspreises im Jahr 2001, der bis heute eine bedeutende Ehrung für das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Köln darstellt.
Ein Zeichen der Wertschätzung für Opferhilfe und Ehrenamt
Dr. Elster betonte, dass der Rheinlandtaler nicht nur eine Würdigung der Schrammas, sondern stellvertretend auch eine Anerkennung für die über 200.000 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler in Köln sei. „Ehrenamt macht eine Stadt lebendiger, macht sie wärmer und freundlicher“, sagte er und unterstrich, wie wichtig die öffentliche Anerkennung des Ehrenamts für die Zukunft ist.
Auch wenn Fritz Schramma einst hoffte, dass sich der Verein Kölner Opferhilfe „auf Dauer gerne überflüssig machen könnte“, bleibt seine Arbeit in der heutigen Zeit, in der die gefühlte Gewaltbereitschaft steigt, unverzichtbar. „In einer Zeit, in der die Gewaltbereitschaft – zumindest gefühlt – stetig zunimmt, sind solche Hilfsangebote heute nicht weniger wichtig als vor 20 Jahren“, betonte Dr. Elster in seiner Rede.
„Ihr habt diese Auszeichnung mehr als verdient“
Mit der Verleihung des Rheinlandtalers an Ulla und Fritz Schramma setzt der LVR ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für ihren unermüdlichen Einsatz. Ihr Engagement, insbesondere durch die Gründung des Vereins Kölner Opferhilfe e.V., zeigt, wie persönliche Tragödien in Hoffnung und Hilfe für andere verwandelt werden können. Dr. Ralph Elster schloss seine Rede mit den Worten: „Ihr habt diese Auszeichnung mehr als verdient.“
Fotos: Géza Bastian Aschoff
Die Rede im Wortlaut
Sehr geehrte Frau Henk-Hollstein, liebe Anne, (Vors. Landschaftsverlg)
Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Landschaftsversammlung Rheinland und aus dem Rat der Stadt Köln,
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste,
vor allem aber: liebe Familie Schramma, liebe Ulla, lieber Fritz, liebe Claudia.
Die Verleihung des Rheinlandtalers am heutigen Tag – zu der ich Ihnen allen im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker die herzlichsten Grüße ausrichten darf – ist eine Auszeichnung, mit der außerordentliche Verdienste von Bürgerinnen und Bürgern gewürdigt werden, die sich ehrenamtlich für unser Gemeinwohl, für unsere Gesellschaft engagieren.
Die wunderbare Laudatio von Anne Henk-Hollstein, unserer Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Rheinland, hat – so glaube ich – noch einmal sehr klar herausgestellt, warum der LVR vor 48 Jahren den Rheinlandtaler aus der Taufe gehoben und diese überaus wertschätzende Auszeichnung für – so hieß es damals im Beschlusstext: „…herausragende Verdienste um die landschaftliche Kulturpflege im Rheinland“ – erstmals ausgelobt und vergeben hat.
Mit der vor einigen Jahren erfolgten Erweiterung um die Kategorie „Gesellschaft“ war die Idee verbunden, den Kreis der Menschen, deren herausragendes Wirken vom LVR gewürdigt werden kann, über die Kulturpflege hinaus auch auf gesellschaftliches Engagement im Sinne der Ziele des Landschaftsverbandes zu vergrößern.
Wenn auch die Grundlagen für die Preisverleihung sich im Laufe der Jahre verändert haben, der Grundgedanke ist doch immer gleichgeblieben, nämlich den besonderen ehrenamtlichen Einsatz zu würdigen. Das hat große Bedeutung, denn zum einen sind damals wie heute die vielfältigen Herausforderungen unserer Stadtgesellschaft nicht ausschließlich durch staatliche Maßnahmen oder Leistungen zu bewältigen. Zum anderen ist es deshalb auch immens wichtig, ehrenamtliche Leistungen im Sinne des Gemeinwohls klar und deutlich zu würdigen und dies vor allem auch in aller Öffentlichkeit zu tun.
Viele der Protagonisten arbeiten ja gerne im Stillen, weil es ihre Passion ist, weil Sie es für selbstverständlich halten, ehrenamtliche Aufgaben wahrzunehmen. Allerdings bedarf es im Sinne der Kontinuität und Nachhaltigkeit schon einer gewissen Öffentlichkeit, damit sich möglichst viele Menschen für das Ehrenamt interessieren und möglichst viele Nachahmer gefunden werden.
Dies weiß kaum jemand besser als unser früherer Oberbürgermeister Fritz Schramma, der bereits im Jahre 2001 die Vergabe des Kölner Ehrenamtspreises eingeführt hat, eine auch heute noch bedeutende Ehrung, die seit dem jedes Jahr mit großer öffentlicher Wahrnehmung und Wertschätzung verdienten Bürgerinnen und Bürgern zuteil wird.
Die Ehrung am heutigen Abend geschieht ein stückweit auch stellvertretend für die über 200.000 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler in unserer Stadt. Ehrenamt macht eine Stadt lebendiger, macht sie wärmer und freundlicher. Die ehrenamtlich engagierten Menschen geben viel und – so mein Eindruck – sie tun es gerne, weil sie eine tiefe Befriedigung aus der Sinnhaftigkeit ihres Einsatzes für das Gemeinwohl ziehen.
Bei Euch beiden, liebe Ulla und lieber Fritz ist die ehrenamtliche Arbeit ein Stück weit zum Lebensinhalt geworden, insbesondere wenn es darum geht, bedürftigen Menschen zu helfen. So habe ich Dich, lieber Fritz, erst gestern Abend getroffen bei der 15 Jahr-Feier des „Ronald McDonald“-Hauses am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. Du hast Dich von Beginn an für diese wunderbare Einrichtung eingesetzt und machst das eben auch noch heute und trägst damit dazu bei, betroffenen Eltern zu helfen, deren Kinder im Kinderkrankenhaus behandelt werden müssen.
Heute geht es aber nicht ausschließlich um Dich, lieber Fritz Schramma, ich könnte ja nun ohne weiteres eine zehnminütige Laudatio halten über Dein weit mehr als 50jähriges ehrenamtliches Engagement im Pfarrgemeinderat, in Bürger- und Sportvereinen, in Schützenbruderschaften und Karnevalsgesellschaften, nicht zuletzt natürlich auch in der Kölner CDU. Nein, heute Abend geht um Euch beide oder sogar mehr noch um Deine liebe Frau Ulla, es geht um Euere Verdienste für den Verein Kölner Opferhilfe e.V., den Ihr im Jahre 2002 aus persönlicher Betroffenheit heraus gegründet habt.
Wir haben von Anne Henk-Hollstein ja schon gehört, was sich am 31. März 2001 am Rudolfplatz abgespielt hat. Ihr habt Euren lieben Sohn Stephan verloren, weil sich zwei junge Männer mitten in der Kölner Innenstadt völlig verantwortungslos ein wahnwitziges Autorennen geliefert hatten.
Schlagartig seid ihr an diesem Tag zu Opfern einer schlimmen Gewalttat geworden; Eltern die dabei ihren Sohn verloren haben und ihr habt Euch – trotz intensiver Zuwendung von Familie, Freunden und anderen Betroffenen – dennoch hilflos und ohnmächtig gefühlt. Vielfach waren damals die Folgen solcher und ähnlicher Ereignisse ja nicht von konkreten Hilfeangeboten abgedeckt, für Opfer von Gewalt gab es kaum Unterstützung.
Tatsächlich war genau dieses Problem zuvor auch schon einmal Thema in Eurem Familienkreis gewesen, eben dass Opfern von Gewalttaten im Gegensatz zu den Tätern kaum Aufmerksamkeit geschenkt werde und Stephan selbst hatte angeregt, sich mehr Gedanken zu machen, wie man diese Situation verbessern könnte.
Angesichts Eures Leids habt Ihr dann gehandelt und den Verein Kölner Opferhilfe e.V. gegründet, den Ulla Schramma dann auch zehn Jahre lang als Vorsitzende geführt hat. Fritz Schramma hat im Anschluss dann 2012 den Vorsitz übernommen und ist auch heute noch Mitglied im Kuratorium der ebenfalls 2012 gegründeten Stiftung Kölner Opferhilfe. Die Kölner Opferhilfe handelt schnell und flexibel, sie ist bemüht um menschliche Zuwendung, um Hilfestellung im Umgang mit Behörden und um Vermittlung notwendiger therapeutischer Maßnahmen. Die Kölner Opferhilfe ist dabei eng vernetzt mit der Polizei, dem Sozialdienst katholischer Frauen, der Diakonie Michaelshoven, der Psychotraumatologie an der Uni Köln und anderen Einrichtungen und kann somit schnell kompetente Hilfe anbieten. In einer Zeit, in der die Gewaltbereitschaft zumindest gefühlt stetig zunimmt, sind solche Hilfsangebote heute nicht weniger wichtig als vor 20 Jahren. Deine von Dir mal geäußerte Hoffnung, lieber Fritz, „dass sich der Verein auf Dauer gerne überflüssig machen kann“, wird wohl auf lange Zeit hin nur ein frommer Wunsch bleiben können.
Liebe Ulla Schramma, lieber Fritz Schramma. Im Namen der Stadt Köln bedanke ich mich herzlich für Euer großartiges Engagement in diesem unglaublich wichtigen, weil auch lange vernachlässigten Bereich der Opferhilfe. Ich freue mich, dass der LVR diesen gesellschaftlichen Einsatz heute mit der Verleihung des Rheinlandtalers auszeichnet – Ihr habt es verdient.
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