Die KG Kölsche Rotshäre von 1990 e.V. feiert in einigen Monaten ihren 34. Geburtstag und pflegt damit seit fast dreieinhalb Jahrzehnten Brauchtum in Vogelsang, in Ehrenfeld, in ganz Köln und sogar darüber hinaus.
Wie jedes Jahr präsentierten die Karnevalisten nun wieder ihren Sessionsorden. Auf Einladung von Bürgermeister Dr. Ralph Elster sogar im Rathaus. Für ihn ist das diesjährige Stück Narrenkultur „umwerfend schön“ und greift wieder einmal ein aktuelles Kölner Thema auf.
„Zu den Besonderheiten unseres kölschen Brauchtums gehört ja nicht nur der Karneval, sondern auch unsere fast 2000jährige Stadtgeschichte“, so Bürgermeister Dr. Ralph Elster: „Sieht man von kleineren, aber nachvollziehbaren Abweichung ab, wird unsere Stadt und ihre Geschichte durch die Rotshäre immer wieder thematisch bis ins kleinste Detail perfekt präsentiert. Hier wird Köln und Kölsches hochgehalten. Denn Karneval ist nicht spießig und kleinkariert, sondern weltoffen, verbindend und dank der Rotshäre eben oft auch sehr lehrreich!“
„Römer-Maggi“?
In diesem Jahr hat es die „ahl Hüsjer vum Feschmaat in Kölle“ auf die metallene Auszeichnung geschafft. Sie steht indirekt für den Beginn der großen mittelalterlichen Handelsstadt Köln, weil mit diesem Ort und dem damals dort befindlichen großen Fischkaufhaus auch die Erlangung des Stapelrechts im Jahre 1259 verknüpft ist. So wurde Köln damals für Jahrhunderte bis ins tiefe Spätmittelalter hinein zum Hauptumschlagplatz für frischen Fisch im Westen des Reiches.
Die alten römischen Hafenbecken und die dort gemachten Funde beweisen allerdings, dass schon zur Gründungszeit Kölns, also vor 2000 Jahren, leicht verderbliche Waren wie Austern von der Nordsee genauso ihren Weg zum Handelsplatz Köln fanden, wie aus dem Mittelmeerraum stammende und mit Olivenöl oder Wein gefüllte Amphoren. Auch die damals so beliebte Fischsauce Garum, eine aus Fischresten hergestellte Würzsauce, also eine Art „Römer-Maggi“, wurde auf diese Weise nach Köln transportiert.
„Feschwiever“ mit „grünen Fisch“
Rund 1000 Jahre später, im Mittelalter, waren die Kölner Fischverkäufer dann als „Fischmenger“ bekannt. Sie waren in einer Zunft zusammengeschlossen und entstammten vornehmlich wohlhabenden Familien. In Köln durften aber auch Frauen Fisch verkaufen. Obwohl auch sie Mitglieder der Zunft werden konnten, durften die „Feschwiever“ nur mit einem begrenzten Warenportfolio handeln.
Ab 1482 wurde ihnen unter Androhung drastischer Strafen sogar der Handel mit gesalzener Ware untersagt, sodass die Frauen fortan nur noch Muscheln, Krebse und frischen „grünen Fisch“ verkaufen durften. Das Adjektiv grün bezieht sich dabei nicht auf die Farbe der Speisefische, sondern hat die Bedeutung von „frisch, jung und unreif“.
2000 Jahre Tradition
„Schön ist auch, dass in diesem Orden die anmutige Fischverkäuferin, die kleine, als „Feschwiev“ bekannte Statue aus der Sammlung unseres Kölner Stadtmuseums, zu sehen ist“, freute sich Bürgermeister Dr. Ralph Elster.
Er fuhr fort: „Wie wunderbar, dass die Rotshäre mit ihrem Orden an die große, schon 2000-jährige Tradition des Fischhandels in Köln erinnern. Ich sage dafür, aber auch ganz allgemein für Eure ehrenamtliche Arbeit im Sinne unseres Brauchtums – auch im Namen der Stadt Köln – allen Mitgliedern der KG Kölsche Rotshäre ein ganz herzliches Dankeschön. Eure Arbeit ist eine wunderbare Bereicherung unseres gesellschaftlichen Lebens in Köln!“
Die Rede im Wortlaut
Lieber Dieter Wichterich, lieber Mucki,
liebes Vorstandsteam der KG Kölsche Rotshäre,
lieber Jochem Falkenhorst, Vorsitzender des Festausschusses Ehrenfelder Karneval,
lieber Jupp Wirges, als Bezirks-Bürgermeister a.D.,
liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde dieser kleinen, aber feinen Karnevalsgesellschaft.
Zunächst ich darf Euch, darf ich Sie alle ganz herzlich hier im historischen Rathaus zur diesjährigen Präsentation des Sessionsordens der Kölsche Rotshäre willkommen heißen. In Übereinstimmung mit einem Beschluss des Kölner Stadtrates vom 3. Januar 1642 wünsche ich allen Anwesenden noch ein gesegnetes Jahr 2024. Das darf man nämlich in Köln noch bis zum Tag der Heiligen Agnes, also bis zum 21. Januar, tun.
Orden umwerfend schön
Ich freue mich sehr, dass Sie der Einladung zahlreich gefolgt sind zu diesem wichtigen Anlass heute Abend, denn wer schon einen Blick auf den 2024-Orden hat werfen können, der weiß, dass es dem Ordensteam der Rotshäre wieder einmal gelungen ist, einen umwerfend schönen Orden zu entwickeln, der wieder einmal ein Kölner Thema aufgreift, wie es aktueller kaum sein könnte: aber dazu später mehr.
Das Rathaus ist zwar nicht so richtig öffentlich, aber meine Räume kann ich zu wichtigen Anlässen zur Verfügung stellen, was ich natürlich für die Kölsche Rotshäre und insbesondere am heutigen Abend auch sehr gerne mache.
Karneval ist weltoffen, verbindend, lehrreich
Die KG Kölsche Rotshäre von 1990 e.V. feiert – nach dem kölschen Jubiläum im Vorjahr – in einigen Monaten den 34. Geburtstag und pflegt damit seit fast dreieinhalb Jahrzehnten unser Brauchtum in Vogelsang, in Ehrenfeld, in ganz Köln und sogar darüber hinaus. Vor allem auch wieder in den letzten Jahren, unterstützt durch einen sehr aktiven Vorstand, knüpft die Gesellschaft Zug um Zug an die große erfolgreiche Gründungszeit an.
Ich kann mich noch sehr gut an legendäre Veranstaltungen in der Aula der Realschule Kolkrabenweg, im Zwitscherhäuschen oder im Pfarrsaal in Vogelsang erinnern und ich freue mich sehr, dass Ihr – ausgestattet mit frischem Rückenwind – mit Euren vielen Aktivitäten dazu beitragt, nicht nur unsere KG, sondern das gesamte Vereinsgeschehen in Vogelsang wieder stärker zu beleben.
Zu den Besonderheiten unseres kölschen Brauchtums gehört ja nicht nur der Karneval, sondern auch unsere fast 2000jährige Stadtgeschichte. Und an die wird traditionell von den Rotshäre mit ihren wunderbaren Orden in unnachahmlicher Weise erinnert. Sieht man einmal von dem Rock ab, der in tiefem kölschrot eine sozusagen eigenmächtige, aber dem Karnevalszweck eher dienliche Farbwahlsünde aus der Gründungszeit ist, der Rock der Ratsmitglieder müsste nämlich historisch gesehen eigentlich in lustigem tiefschwarz gehalten sein.
Sieht man also von dieser kleinen, aber nachvollziehbaren Abweichung ab, wird unsere Stadt und ihre Geschichte durch die Rotshäre ansonsten immer wieder thematisch bis ins kleinste Detail perfekt präsentiert. Hier wird Köln und Kölsches hochhalten. Denn Karneval ist nicht spießig und kleinkariert, sondern weltoffen, verbindend und dank der Rotshäre eben oft auch sehr lehrreich.
Die ahl Hüsjer vum Feschmaat
Nach Dom und Hahnentor und vielen anderen Kölner Orten war es im letzten Jahr das Kölner Rathaus selbst mit der wunderbaren Renaissance-Laube, die die Rotshäre mit ihrem 2023-Orden in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt haben.
In diesem Jahr, wiederum bezaubernd konzipiert und präzise hergestellt: Die ahl Hüsjer vum Feschmaat in Kölle.
Der Orden wurde übrigens schon entworfen, bevor öffentlich bekannt geworden ist, dass zwei der Häuser teilweise abgerissen und rekonstruiert werden müssen. Der Orden thematisiert aber nicht nur den wunderschönen Martinswinkel am Fuße Groß St. Martins, sondern indirekt auch den Beginn der großen mittelalterlichen Handelsstadt Köln, weil mit diesem Ort und dem damals dort befindlichen großen Fischkaufhaus auch die Erlangung des Stapelrechts im Jahre 1259 verknüpft ist. Dadurch hat nämlich der Fischhandel im Martinsviertel einen unglaublichen Aufschwung erlebt und Köln wurde damals für Jahrhunderte bis hin ins tiefe Spätmittelalter hinein zum Hauptumschlagplatz für frischen Fisch im Westen des Reiches und zwar vor allem auch für Seefische, wie Heringe, Stockfische, Bücklinge oder Schollen.
Austern, Olivenöl und Wein schon vor 2.000 Jahren
Wie andere Waren auch, musste aufgrund des Stapelrechts ebenso Fisch zunächst drei Tage lang in Köln zum Kauf oder zur Weiterverarbeitung angeboten werden, bevor die Waren dann entweder unbehandelt oder konserviert auch anderen Ortes verkauft werden durften. Im Fischkaufhaus wurden die Fische zunächst gewaschen, oft filetiert und eingepökelt. Sie wurden bis zum Verkauf oder dem Weiterversand dort gelagert, umgepackt und die Verpackung schließlich mit dem Kölner Brandzeichen – den berühmten Drei Kronen markiert – bevor die Händler die Ware in Köln oder anderen Ortes weiterverkaufen konnten.
Die alten römischen Hafenbecken und die dort gemachten Funde beweisen allerdings, dass schon zur Gründungszeit Kölns, also vor 2000 Jahren, leicht verderbliche Waren wie Austern von der Nordsee genauso ihren Weg zum Handelsplatz Köln fanden, wie aus dem Mittelmeerraum stammende und mit Olivenöl oder Wein gefüllte Amphoren. Auch die damals so beliebte Fischsauce Garum, eine aus Fischresten hergestellte Würzsauce, also eine Art Römer-Maggi, das bei keiner guten Mahlzeit fehlen durfte, wurde auf diese Weise nach Köln transportiert.
„Feschwiever“ mit „grünem Fisch“
Rund 1000 Jahre später, im Mittelalter, waren die Kölner Fischverkäufer dann als „Fischmenger“ bekannt. Sie waren in einer Zunft zusammengeschlossen und entstammten vornehmlich wohlhabenden Familien. In Köln durften aber auch Frauen Fisch verkaufen und obwohl auch sie, die sogenannten Fischmengerssen, Mitglieder der Zunft werden konnten, durften die „Feschwiever“ nur mit einem begrenzten Warenportfolio handeln. Ab 1482 wurde ihnen bei Androhung drastischer Strafen sogar der Handel mit gesalzener Ware untersagt, sodass die Frauen fortan nur noch Muscheln, Krebse und frischen „grünen Fisch“ verkaufen durften.
Noch heute werden z.B. unter der Bezeichnung „grüne Heringe“ oder „grüner Aal“ frische und unbehandelte Fische gehandelt. Das Adjektiv grün bezieht sich dabei nicht auf die Farbe der Speisefische, sondern hat die Bedeutung von „frisch, jung und unreif“ und betont den Unterschied zu verarbeiteten und konservierten Fischprodukten wie Salzhering oder Räucheraal.
Schön ist auch, dass in diesem Orden die anmutige Fischverkäuferin, die kleine, als „Feschwiev“ bekannte Statue aus der Sammlung unseres Kölner Stadtmuseums zu sehen ist. Schauen wir mal, wann wir das Original wieder bewundern können. Diese aus dem 15. Jahrhundert stammende Figur zeigt eine junge engagierte Marktfrau beim Umgang mit Waage und (grünem?) Fisch.
Wie wunderbar, dass die Rotshäre mit ihrem Orden an die große, schon 2000jährige Tradition des Fischhandels in Köln erinnern. Ich sage dafür, aber auch ganz allgemein für Eure ehrenamtliche Arbeit im Sinne unseres Brauchtums – auch im Namen der Stadt Köln – allen Mitgliedern der KG Kölsche Rotshäre ein ganz herzliches Dankeschön. Eure Arbeit ist eine wunderbare Bereicherung unseres gesellschaftlichen Lebens in Köln. Macht weiter so, mit Eurem Theater und Jeckespill, wie es ja im diesjährigen Sessionsmotto des Kölner Karnevals heißt. Ich wünsche Euch eine wunderbare Session und ganz viel Freude bei vielen tollen Veranstaltungen.
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