Zwei Tage später ist Bürgermeister Dr. Ralph Elster immer noch unglaublich fasziniert von diesem Mann. Ein Mann, dessen Wissen um die Ereignis- und Kulturgeschichte des Karnevals erstaunlich ist. Der dieses Wissen noch dazu sprachgewandt vermitteln kann. Und der Präsident des Bundes Deutscher Karneval (BDK) Klaus-Ludwig Fess wird im Kölner Stadt-Anzeiger wie folgt zitiert: „Seine literaturhistorischen Vorträge und seine unterhaltsame Bildungsarbeit in Akademien und Schulen zu Narrentum, Theater und Satire wirken weit über Franken hinaus.“
Wer dieser Mann ist? Hans Driesel, stellvertretender Leiter des Deutschen Fastnachtsmusuems im fränkischen Kitzingen. In der Piazetta erhielt er jetzt den Kulturpreis der Stiftung Deutsche Fastnacht vom Bund Deutscher Karneval (BDK). Der Preis ist so etwas wie der Oskar der Karnevalisten, die nicht auf der Bühne, sondern dahinter wirken. Der BDK selbst schreibt: „Damit sollen Wirken und Werk von Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, deren bildgestaltendes oder musikalisches, dramaturgisches oder literarisches, wissenschaftliches oder forschendes Schaffen wesentlich zur Erhellung der Grundlagen, zur Vertiefung des Verständnisses oder zur kulturellen Ausformung und Anreicherung der Inhalte fastnachtlicher Bräuche beigetragen haben.“
Und genau dafür ist Hans Driesel nun im Beisein von NRW-Landtagspräsident Andre Kuper und zahlreichen Ehrengästen ausgezeichnet worden. Bürgermeister Dr. Ralph Elster hatte die Ehre, die Gäste aus ganz Deutschland im Historischen Rathaus begrüßen zu dürfen. „Es ist für unsere Stadt allerdings ein besonderes Ereignis, dass Sie im Rahmen ihrer 45. Präsidialtagung wieder bei uns in Köln zu Gast sind“, so der CDU-Politiker.
Für viele dürfte die Domstadt allerdings auch ein Stück weit „karnevalistische Heimat“ bedeuten. Ist doch der rheinische Karneval ein Teil des Lebensgefühls der gesamten Region, von Bonn bis zum Niederrhein, von Aachen bis ins Oberbergische, der Karneval ist seit Jahrhunderten fester Bestandteil unserer rheinischen Identität. „Und Köln mit dem wunderbaren, in diesem Jahr begangenen Jubiläum – 200 Jahre Festkomitee, 200 Jahre Kölner Karneval – ist immer mittendrin“, so Bürgermeister Dr. Ralph Elster.
Der zukünftige Träger, Hans Driesel, sei ein Musterbeispiel für vielfältiges und weit über den Wohnort Kitzingen hinaus wirkendes Engagement im Sinne des Karnevals. „Ich wünsche uns allen nun eine gelungene Verleihung des Kulturpreises, Ihnen weiterhin eine gute Präsidialtagung und allen noch ganz viel Spaß hier bei uns in Köln“, schloss Dr. Ralph Elster seine Begrüßungsworte.
Titelfoto: Festkomitee Kölner Karneval / Siegenbruck
Die Rede im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident
Sehr geehrter Herr Fess (Präsident des BDK),
sehr geehrte Vizepräsidenten des BDK,
sehr geehrter Herr Zimmermann, GF Deutscher Kulturrat
Liebe Träger des Kulturpreises deutscher Fastnacht, Lieber Hans Driesel,
Liebe Mitglieder des Festkomitees Kölner Karneval,
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste.
Zunächst darf ich Sie im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker ganz herzlich hier bei uns im Historischen Rathaus zu Köln zur Verleihung des Kulturpreises der Deutschen Fastnacht begrüßen.
Nach dem Empfang unserer Oberbürgermeisterin am vergangenen Donnerstag ebenfalls hier im Historischen Rathaus ist das für viele von Ihnen heute schon der zweite Anlass innerhalb weniger Tage in unser ehrwürdiges Haus eingeladen zu werden. Es ist für unsere Stadt allerdings auch ein besonderes Ereignis, dass Sie im Rahmen ihrer 45. Präsidialtagung wieder bei uns in Köln zu Gast sind. Wobei unsere rheinische Metropole bestimmt für viele von Ihnen auch ein Stück weit „karnevalistische Heimat“ bedeuten dürfte. Ist doch der rheinische Karneval ein Teil des Lebensgefühls unserer gesamten Region, von Bonn bis zum Niederrhein, von Aachen bis ins Oberbergische, der Karneval ist seit Jahrhunderten fester Bestandteil unserer rheinischen Identität.
Und Köln mit dem wunderbaren, in diesem Jahr begangenen Jubiläum – 200 Jahre Festkomitee, 200 Jahre Kölner Karneval – ist immer mittendrin. Fastelovend oder Fasteleer, wie es in unserer Stadt heißt, steht für bunte Sessionen, zigtausende Kostüme und noch mehr Kamelle, für ungezählte Karnevalssitzungen und großartigste Karnevalsumzüge, die Jahr für Jahr Millionen von Menschen auf die Straßen locken, nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in vielen unserer Veedel.
Der Karneval steht im Rheinland vor allem aber auch für eine Vielzahl von Gesellschaften und Vereinen, die alle zusammen ihren Teil zu dem beitragen, was in Köln oder anderen jecken Städten vom 11. im 11. bis zum Aschermittwoch alles so zelebriert wird.
Und überall dort, wo Karneval oder Fasching gefeiert werden, ist der BDK zu Hause; schließlich vertreten Sie 35 Landes- und Regionalverbände, denen mehr als 5.300 Karnevalsgesellschaften und Zünfte angehören, welche wiederum mehr als 2,6 Millionen Mitglieder zählen, wobei darunter beachtlicherweise auch mehr als 700.000 Jugendliche sind. Wer also den BDK zu Gast hat, spricht mit den Vertreterinnen und Vertretern von Millionen Karnevalisten aus allen 16 Ländern unserer Bundesrepublik.
Der BDK als Dachverband hat sich die „Förderung des karnevalistischen Brauchtums“, also die Förderung karnevalistischer Sitzungen, sowie des Straßenkarnevals und vor allem auch die Förderung des Karnevalsnachwuchses auf die Fahne geschrieben und es ist wirklich schön, dass Karnevalisten aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands bei diesen wichtigen Aufgaben an einem Strang ziehen, obwohl das Brauchtum „Karneval“ ja nicht nur unterschiedliche Namen trägt, sondern regional oft auch ganz unterschiedlichen Ausprägungen unterworfen ist. Das damit verbundene Brauchtum unterscheidet sich je nach Region – oftmals sogar von Ort zu Ort.
Umso schöner, dass in diesem Jahr ein jahrzehntelanger „offener Zwist“ endlich beendet werden konnte: „Fastnacht und Karneval sind keine Gegner mehr“, titelte die Schwäbische in diesem März, weil der diesjährige Kölner Rosenmontagszug von zahlreichen alemannischen Jecken begleitet worden ist. Der „Streit“ ging zurück auf die 50er Jahre, als man die beiden Verbände BDK und Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) zusammenführen oder lieber doch getrennt halten wollte. Am Ende wollte man mit dem vermeintlich anderen nichts mehr zu tun haben. Diese Rechnung ging dann aber letztlich doch nicht auf, eben weil man – wie man heute weiß – viel großartiges miteinander teilt. Dass diese Erkenntnis so langsam, nach Jahrzehnten in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht reift, hat vor allem mit Fastnachtsforschern wie Werner Mezger zu tun, der Volkskundeprofessor der Universität Freiburg ist und Mitglied im Kulturellen Beirat der VSAN. Seinen Arbeiten zufolge haben nämlich Fastnacht und Karneval nicht nur – im Mittelalter und in der Bibel – dieselben Wurzeln; die Südwest-Fastnacht soll sogar wesentlich auf den Kölner Karneval zurückgehen.
Mal sehen, ob BDK und VSAN am Ende doch noch zueinander finden. Geboten wäre es, denn was in jedem Fall alle Jecken eint, ist zum einen der Spaß an der Freude, am Brauchtum, an der Musik, an den Kostümen und Umzügen und eben an der fünften Jahreszeit. Zum andern eint die Jecken landauf-landab das ehrenamtliche Engagement, ohne das Karneval in seiner heutigen Form ja gar nicht denkbar wäre. Das heißt, die Karnevalisten setzen sich nicht nur voller Herzblut für Ihre Leidenschaft ein, sondern tun dies größtenteils in Ihrer Freizeit, was angesichts des enormen Aufwands, der mit dem Karneval notwendigerweise verbunden ist, wirklich beeindruckt.
Einer der wichtigsten Fachausschüsse des BDK ist der Kulturausschuss, in dem es inhaltlich um das Kulturgut Fasching, Fastnacht und Karneval geht. Dazu gehört die Bewahrung landsmannschaftlicher Eigenarten und lokaler Besonderheiten, aber auch die Thematisierung von Fehlentwicklungen in der karnevalistischen Praxis und das Bestreben, so etwas nach Möglichkeit zu verhindern. Im Bewusstsein der Bedeutung von Kunst, Wissenschaft und Forschung für die Entwicklung, Ausformung und Analyse karnevalistischer Bräuche hat der BDK schon anlässlich seines 40-jährigen Bestehens den „Kulturpreis der Deutschen Fastnacht“ gestiftet. Dabei soll mit diesem „Kulturpreis” Werk und Wirken von Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die wesentlich zum Verständnis karnevalistischer Bräuche beigetragen haben. Mit der Verleihung des heutigen Kulturpreises der deutschen Fastnacht wird also ein wichtiges und beeindruckendes Engagement für den Erhalt des Brauchtums gewürdigt. Der zukünftige Träger, Hans Driesel, ist ein Musterbeispiel für vielfältiges und weit über den Wohnort Kitzingen hinaus wirkendes Engagement im Sinne des Karnevals und ich freue mich, gleich in der Laudatio von Peter Krawietz noch viel mehr über seine Verdienste zu erfahren.
Ich wünsche uns allen nun eine gelungene Verleihung des Kulturpreises, Ihnen weiterhin eine gute Präsidialtagung und allen noch ganz viel Spaß hier bei uns in Köln.
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