Zunächst Pflanzungen, Schuppen, Ackerland. Anschließend Natur, Landschaft, Genre. Und dann Porträts und Stillleben. Wie passt das zusammen? Auf den ersten Blick eigentlich gar nicht. Wer genauer hinschaut, lässt sich ein auf eine spannende Begegnung zwischen zeitgenössischer und historischer Photographie ein. So jedenfalls titelt die SK Stiftung Kultur über die neue Ausstellung in der Photographischen Sammlung im Mediapark.
Pflanzungen, Schuppen, Ackerlang steht dabei für Simone Nieweg. „Mit ihren Farbphotographien, die sie im Rheinland, in mehreren Regionen Deutschlands und in Frankreich mit der Großbildkamera aufnimmt, macht sie auf die oft übersehenen Randgebiete unserer Ortschaften und Industriegebiete aufmerksam und zeigt, welche Ästhetik entsteht, wenn diese noch unverplanten Stellen begrenzt, meist in Eigeninitiative gärtnerisch oder landwirtschaftlich genutzt werden“, schreibt die SK Stiftung Kultur.
Natur, Landschaft, Genre ist der Titel für die Werke von August Kotzsch. Dieser gehöre zu den frühen Meistern der deutschen Photographie und biete ein historisches Pendant zu Simone Nieweg, heißt es in der Beschreibung zur Ausstellung: „Er nimmt uns mit auf einen Streifzug durch die Natur seiner Heimatregion Loschwitz bei Dresden.“
Ralph Elster sagte in seinem Grußwort: „Zwei Photographen, zwei Menschen aus zwei verschiedenen Jahrhunderten, in deren Werk es um landschaftliche Areale und die darin entdeckten Gestaltungen und Kleinode der Natur geht. Simone Nieweg ist eine Photographin der Gegenwart; der 1910, also noch vor dem 1. Weltkrieg verstorbene August Kotzsch hat im 19. Jahrhundert die Frühzeit der Photographie mitgestaltet. Wir erleben heute also in der Tat eine hochspannende Begegnung zwischen zeitgenössischer und historischer Photographie.“
Das sei auch für ihn persönlich hochinteressant, sagt der Kölner Bürgermeister Dr. Ralph Elster: „In meiner Jugend selbst auf dem Land aufgewachsen und anschließend Biologie studiert, bin ich sehr gespannt, dem Blick dieser beiden Naturliebhaber zu begegnen, die ihre oft detailgetreue, fast wissenschaftliche Betrachtung mit ihrem künstlerischem Verständnis aufladen oder sogar ein wenig verklären.“
Fehlt noch Porträts und Stillleben. Diese beiden Attribute beziehen sich auf die junge Künstlerin Sora Park. „Sie zeigt neben filigranen Stillleben insbesondere Porträts aus ihrer Arbeit „Bei mir, bei Dir“, mit denen sie im vergangenen Jahr hier im Haus den August-Sander-Preis erhalten hat; eine Auszeichnung, zu der ich nachträglich noch einmal ganz besonders gratulieren möchte“, sagt Dr. Ralph Elster, der abschließend ausführt: „Diese wunderbaren Arbeiten von Sora Park stammen nun alle aus dem 20. Jahrhundert, sodass wir heute hier in unserer Stiftung – dank der Ausstellungskonzeption – Photokunst aus einem Zeitraum von mehr als 250 Jahren bewundern können.“
Öffnungszeiten der Photographischen Sammlung
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln, Tel.: +49 221/888 95 300, E-Mail: photographie( at )sk-kultur.de, www.photographie-sk-kultur.de
Eintritt: 6,50 € (ermäßigt 4 €), erster Montag im Monat freier Eintritt!
Öffnungszeiten: täglich außer mittwochs von 14 bis 19 Uhr
Am ersten Donnerstag im Monat geöffnet bis 21 Uhr, ab 17 Uhr freier Eintritt: Es finden besondere Programmpunkte statt.
Im November findet ein Ausstellungswechsel statt. Auf die Präsentation von Sora Park werden mit der Schau „Das Becherhaus in Mudersbach“ Photographien von Laurenz Berges folgen.
Öffentliche Führungen finden wöchentlich jeweils sonntags um 15 Uhr statt. Thematischer Schwerpunkt jeweils am ersten Sonntag des Monats.
Titelfoto: Janet Sinica
Die Rede im Wortlaut
Liebe Frau Dr. Firmenich (Generalsekretärin der Kunststiftung NRW),
Lieber Herr Minwegen,
Liebe Frau Conrath-Scholl (Leiterin der Photographischen Sammlung),
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste.
Es ist mir eine besondere Freude heute Abend in meiner Doppelrolle als Bürgermeister der Stadt Köln und Vorstandsmitglied der SK-Stiftung-Kultur eine Dreifachausstellung im Kölner Mediapark eröffnen zu dürfen, mit den zeitgenössischen Künstlerinnen Simone Nieweg und Sora Park und Arbeiten von August Kotzsch, der insbesondere im 19. Jahrhundert gewirkt hat.
Dass die bildende Kunst und eben auch die Photographie in unserer Stadt von besonderer Bedeutung sind, steht außer Frage. Photokunst ist in Köln zu Hause, gerade in diesem Jahr kann man dies wieder sehr eindrücklich erleben. Man denke hier etwa an die vielen Künstlerinnen und Künstler, die hier wirken oder gewirkt haben. Man erinnere sich an die großartigen Bestände im Bereich der Photographie in Köln, in unseren Museen, in den immer noch zahlreichen Galerien oder auch in den hiesigen Privatsammlungen.
Ein außergewöhnliches Highlight war dann in diesem Jahr wiederum das wunderbare Photographie-Festival, die Internationale Photoszene Köln, die ich im Mai im Rautenstrauch-Joest Museum eröffnen durfte. Zehn Tage lang war Köln Hauptstadt der Photographie, mehr als 400 Fotokünstlerinnen und -künstler aus aller Welt haben uns an zehn Tagen im Mai überall in Köln mit mehr als 70 kooperierenden Museen, Galerien und anderen Partnern in der Stadt die immense Vielfalt dieses Mediums vor Augen geführt und die – auch gerade für diese Kunstform – so wichtigen internationalen Vernetzungen aufgezeigt. Selbstverständlich hat auch die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur mit einer imponierenden Ausstellung der amerikanischen Photographin Lucinda Devlin zum Gelingen des Festivals beitragen.
Die Photographische Sammlung wirkt weit über die Stadtgrenzen hinaus
Aber auch jenseits der Hochstimmung zu Zeiten dieses Festivals, das mit seiner Zweijährigkeit ja auch immer wieder die längst verloren geglaubte, aber letztlich doch unvergessene Photokina in Erinnerung ruft, auch jenseits eben dieser Festivalatmosphäre ist die Photographische Sammlung hier im Mediapark mit ihrer kontinuierlichen und qualitativ hochwertigen Arbeit einer der ganz wesentlichen Akteure nicht nur in der Kölner Kulturlandschaft. Mit den regelmäßigen Ausstellungen nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler wirkt diese wunderbare Institution weit über die Stadtgrenzen hinaus, wobei der Hintergrund dieser Präsentationen auch immer wieder der klar definierte Sammlungsschwerpunkt der eigenen Sammlung ist.
Es ist vor allem die Stilrichtung der sachlich-dokumentarischen Photographie in ihren vielen verschiedenen Schattierungen, die hier gepflegt wird. Entsprechend gibt es hier im Hause immer wieder Werke aus der eigenen Kollektion zu sehen, wie auch solche, die diesem Sammlungsansatz verwandt sind. Die Kombinationen sind vielfältig und aufschlussreich.
Nach der beeindruckenden Lucinda Devlin folgen nun die nicht weniger beeindruckenden Simone Nieweg und August Kotzsch; zwei Photographen, zwei Menschen aus zwei verschiedenen Jahrhunderten, in deren Werk es um landschaftliche Areale und die darin entdeckten Gestaltungen und Kleinode der Natur geht. Simone Nieweg ist eine Photographin der Gegenwart; der 1910, also noch vor dem 1. Weltkrieg verstorbene August Kotzsch hat im 19. Jahrhundert die Frühzeit der Photographie mitgestaltet. Wir erleben heute also auch eine hochspannende Begegnung zwischen zeitgenössischer und historischer Photographie.
Das ist auch für mich persönlich hochinteressant, in meiner Jugend selbst auf dem Land aufgewachsen und anschließend Biologie studiert, bin ich sehr gespannt, dem Blick dieser beiden Naturliebhaber zu begegnen, die ihre oft detailgetreue, fast wissenschaftliche Betrachtung mit ihrem künstlerischem Verständnis aufladen oder sogar ein wenig verklären.
Filigrane Stillleben und Porträts von Sora Park in der Photographischen Sammlung
Wichtig ist mir selbstverständlich die junge Künstlerin Sora Park zu erwähnen, die das oben beschriebene Themenspektrum in ihrer ebenfalls am heutigen Abend zu eröffnenden Ausstellung erweitert. Sie zeigt neben filigranen Stillleben insbesondere Porträts aus ihrer Arbeit „Bei mir, bei Dir“, mit denen sie im vergangenen Jahr hier im Haus den August-Sander-Preis erhalten hat; eine Auszeichnung, zu der ich nachträglich noch einmal ganz besonders gratulieren möchte.
Diese wunderbaren Arbeiten von Sora Park stammen nun alle aus dem 20. Jahrhundert, sodass wir heute hier in unserer Stiftung – dank der Ausstellungskonzeption – Photokunst aus einem Zeitraum von mehr als 250 Jahren bewundern können.
Photokunst in unserer Stadt erleben zu können, ist wahrlich nichts ganz besonderes. Zu den schon erwähnten Highlights, die wir allein in diesem Jahr feiern durften, kommen in Köln ja die ebenfalls schon erwähnten unglaublich großen photographischen Schätze hinzu. Neben der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur ist nicht zuletzt die großartige Sammlung im Museum Ludwig zu nennen, die auf der kostbaren Sammlung der Familie Gruber basiert und bis heute ergänzt wird um zahlreiche weitere wertvolle Bestände wie etwa das Agfa-Historama oder die Leihgaben der Peter-und-Irene-Ludwig-Stiftung.
Selbstverständlich sind da auch noch die viele andere Häuser, wie das grandiose Rheinische Bildarchiv mit weit mehr als fünf Millionen Fotografien oder die vielen kleineren Sammlungen in den anderen Museen. Gefühlt ist Köln also schon lange Hauptstadt der Photographie, nicht nur wegen der schieren Zahl, sondern vor allem auch wegen der hohen Qualität der Bestände.
Es ist richtig, dass sich die Photographische Sammlung von Beginn an für eine enge Kooperation mit dem neuen Fotozentrum in Düsseldorf stark macht
Es hat daher schon ein wenig verwundert, wie letztlich im Bund die Diskussion um das künftige Deutsche Fotoinstitut gelaufen ist. Dass am Ende mit Düsseldorf und Essen zwei Städte in der unmittelbaren Nähe unserer Bestände im Rennen waren und es am Ende dann Düsseldorf geworden ist, macht aus Sicht entfernter Beobachter sicherlich Sinn, wird dem künstlerischen Nachwuchs in Düsseldorf doch sowohl an der Kunstakademie als auch an der Hochschule eine hervorragende Fotokunst-Ausbildung angeboten. Dennoch muss eine solche Schwerpunktbildung der Bundesförderung, die mit dem Fotoinstitut in der Landeshauptstadt fraglos einhergeht, auch immer kritisch begleitet werden, von denen, die nun einmal nicht der Schwerpunkt geworden sind.
Dies gilt umso mehr als auch eine angemessene künftige Arbeit mit den großartigen Beständen Kölns oder anderer Städte von Zeit zu Zeit eben auch der Unterstützung externer Förderer bedürfen wird. Um aber nun nicht weiter in der Kleinstaaterei des vorvergangenen Jahrhunderts zu versinken und dabei dann aber gleichzeitig auf reiche Gabe aus Berlin zu hoffen, ist es nur konsequent und richtig, dass die Photographische Sammlung sich von Beginn an für eine enge Kooperation mit dem neuen Fotozentrum in Düsseldorf stark macht. Vielleicht kann eine solche, städteübergreifend zu gestaltende Kooperation am Ende sogar dazu führen, dass die wunderbare Sammlung von Bernd und Hilla Becher, endlich wieder einmal angemessen in der Stadt des Bernd-und-Hilla-Becher-Preises ausgestellt werden kann.
Weiten wir also den Blick auf die in ganz NRW verteilten Kompetenzen und Ressourcen, kann das neue Deutsche Fotoinstitut schon ein großartiger Ort werden, der am Ende dann so stark strahlt und leuchtet, dass auch die großartigen Sammlungen in umliegenden Städten wieder in das Blickfeld der kunstinteressierten Öffentlichkeit rücken.
In diesem Sinne wünsche ich allen heute Abend viel Spaß bei Ausstellung, viele gute Eindrücke und interessante Gespräche.
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