Der langjährigen Bundestagspräsidenten und ehemaligen Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble wurde jetzt posthum mit dem Konrad-Adenauer-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet. Seine Witwe Ingeborg Schäuble nahm die Ehrung entgegen – eine Würdigung, die Schäuble noch zu Lebzeiten angenommen hatte.
Zum ersten Mal in der Geschichte des 2002 gestifteten und seit 2004 verliehenen Preises wurde die Auszeichnung posthum vergeben. „Noch zu Lebzeiten nahm Wolfgang Schäuble den Konrad-Adenauer-Preis an. Da der bekannte CDU-Politiker aber am 26. Dezember 2023 im Alter von 81 Jahren verstarb, gab es nun eine Premiere bei der neunten Verleihung der 2002 ins Leben gerufenen Auszeichnung“, berichtete die Kölnische Rundschau.
Die Würdigung einer außergewöhnlichen politischen Karriere
Schäuble wurde für seine „klare Haltung und sein unermüdliches Wirken für die Deutsche Einheit und die Weiterentwicklung der Europäischen Union sowie seine stabilitätsorientierte Finanzpolitik“ geehrt, so der Kölner Stadt-Anzeiger. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Aushandlung des Einigungsvertrags 1990 und prägte als Finanzminister und Bundestagspräsident über Jahrzehnte die deutsche Politik.
Die Laudatio hielt der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire, der mit Dr. Schäuble während ihrer gemeinsamen Amtszeit eng zusammenarbeitete. In geschliffenem Deutsch erinnerte Le Maire an Schäubles außergewöhnliche Eigenschaften und hob dabei drei zentrale Aspekte hervor: seinen Mut, seine Klarheit und seine tief verwurzelte Überzeugung als aufrichtiger Europäer.
„Wolfgang war mein Freund, und ich vermisse ihn“, sagte Le Maire und würdigte Schäuble als „eine der großen europäischen Persönlichkeiten unseres Jahrhunderts“. Besonders beeindruckte ihn Schäubles Fähigkeit, schwierige Wahrheiten auszusprechen, wie etwa seine frühe Warnung vor imperialistischen Ambitionen Russlands im Jahr 2014. Le Maire erinnerte zudem an die enge deutsch-französische Freundschaft und hob hervor, dass Schäuble als Brückenbauer zwischen den Nationen wirkte.
Unbeirrbarer Wille trotz Rückschlägen
Ein weiterer Punkt, den Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer Ansprache betonte, war Schäubles unerschütterlicher Wille trotz schwerer persönlicher Schicksalsschläge. Nach dem Attentat auf ihn im Jahr 1990, das ihn an den Rollstuhl fesselte, setzte er seine politische Arbeit mit unverminderter Energie fort. Reker zog hier eine Parallele zu Konrad Adenauer, der sich ebenfalls durch Standhaftigkeit und Entschlossenheit auszeichnete. „Beide ließen sich von Tiefschlägen nicht entmutigen, sondern starteten mit unbedingtem Durchhaltewillen erst recht durch“, so Reker.
Ingeborg Schäuble betonte in ihrer Dankesrede die Bedeutung Adenauers für ihren Mann: „Adenauer war für meinen Mann in seiner Jugend Leitfigur. Er hat als Rheinländer seine Heimat immer als eine natürliche Brücke zwischen Frankreich und Deutschland erlebt. Für seine badische Heimat hat das mein Mann nicht anders empfunden.“ Allerdings habe sich Schäuble in den 1960er-Jahren von der „Lichtgestalt Adenauer“ emanzipiert, da ihm dessen harter Wahlkampf gegen Willy Brandt missfiel.
Ein Preis mit Tradition
Mit der Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises ehrt die Stadt Köln Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und das Wohl der Gesellschaft eingesetzt haben. Der undotierte Preis wurde 2002 in Erinnerung an den früheren Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer gestiftet. Seit 2004 wird er alle zwei Jahre vergeben, um Verdienste im Sinne Adenauers zu würdigen.
„Dr. Schäuble verkörperte zeitlebens die Prinzipien, die auch Konrad Adenauer leiteten: politische Standhaftigkeit, europäische Integration und ein unermüdliches Engagement für die Demokratie. Die Verleihung dieses Preises an ihn unterstreicht die Bedeutung seines Wirkens weit über seine aktive politische Laufbahn hinaus“, sagt Bürgermeister Dr. Ralph Elster: „Als Mitglied des Kuratoriums des Konrad-Adenauer-Preises war es mir eine besondere Freude, dieser feierlichen Verleihung beizuwohnen und Dr. Wolfgang Schäuble auf diese Weise eine letzte Ehre zu erweisen.“
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