Für die Entwicklung der Kölner Südstadt wurde jüngst ein bedeutender Schritt getan: die Grundsteinlegung des Campus Kartause, einem zukunftsweisenden Projekt des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Bei der feierlichen Zeremonie begrüßte Bürgermeister Dr. Ralph Elster die Anwesenden im Namen der Stadt Köln und betonte die Bedeutung dieses neuen Projektes.

Ein Ort für Bildung und Begegnung in Kölns Kartäuserviertel

Dr. Ralph Elster erklärte: „Die Verlegung des ersten Steins von diesem neuen Bauwerk bedeutet nicht den Anfang der Arbeiten, sondern einen weiteren, allerdings großen Schritt in einem komplexen Vorhaben, für dessen anstehende Realisierung Ihnen die Stadt Köln sehr dankbar ist.“ Der künftige Campus Kartause wird nicht nur das Kartäuserviertel städtebaulich aufwerten, sondern auch ein Zentrum für Bildung, Begegnung und soziale Vernetzung werden.

Campus Kartause vereint Bildungseinrichtungen und Wohnraum in Köln

Der Campus Kartause wird als neuer Standort der Melanchthon-Akademie, der Evangelischen Familienbildungsstätte, des Evangelischen Jugendreferats, des Schulreferats und des Referats für Berufskollegs dienen. Zusätzlich werden Wohnungen, ein Studierendenwohnheim, Verwaltungsbüros und gastronomische Einrichtungen entstehen. Diese vielfältige Nutzung soll einen lebendigen Ort der Begegnung schaffen, an dem die Menschen des Viertels und darüber hinaus zusammenkommen.

Historische Bedeutung der Kartause: Kölns Vergangenheit trifft Zukunft

Ein historischer Ort erhält dabei eine neue Bestimmung. Während der vorbereitenden Arbeiten entdeckte man Überreste des 1334 gegründeten Kartäuserklosters St. Barbara und Strukturen, die auf die spätere militärische Nutzung des Geländes hinweisen. „Das Bauprojekt ist typisch für 2000 Jahre Köln – es ist eben auch eine Zeitreise in unsere Vergangenheit,“ so Elster.

Soziale Verantwortung und Inklusion auf dem Campus Kartause

Diese wunderschön gestaltete Urkunde stammt aus der Feder von Joachim Propfe.

Neben dem Bildungsauftrag, der seit der Reformation eine zentrale Rolle in der evangelischen Kirche spielt, nimmt die Evangelische Kirche Köln auch ihre soziale Verantwortung wahr. Auf dem Campus entstehen geförderte Wohnungen – 50 % des Wohnraums sind für Menschen mit besonderen Bedarfen vorgesehen, darunter eine Inklusiv-WG für Menschen mit Beeinträchtigungen. „Mit dem Campus Kartause wird eine jahrhundertealte Tradition von Spiritualität, Bildung und Zusammenkunft fortgeführt,“ betonte Dr. Elster.

Ein Raum der Stille im Herzen der Kölner Südstadt

Ein besonderes Angebot des neuen Campus wird ein „Raum der Stille“ sein, ein Ort der Kontemplation und des Gebetes, offen für Menschen aller Religionen. Hier wird die Möglichkeit geschaffen, Momente der Ruhe und des Rückzugs zu finden, eingebettet in eine multikulturelle und diverse Nachbarschaft.

Campus Kartause: Ein Meilensteinprojekt für Kölns Bildungs- und Stadtentwicklung

Mit dem Entwurf von Kaspar Kraemer Architekten (GmbH) und dem Bauexperten von Hans Lamers Bau GmbH soll der Campus Kartause bis 2026 realisiert werden. Dr. Elster drückte seine besten Wünsche für den erfolgreichen Abschluss des Bauprojekts aus und dankte dem Evangelischen Kirchenverband für sein besonderes Engagement.

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Stadtsuperintendent, lieber Herr Seiger,

sehr geehrte Frau Gotthardt (ev. Kirche im Rheinland),
lieber Kaspar Kraemer,
sehr geehrter Herr Mertens (Hans Lamers Bau GmbH)
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste.

Zur heutigen Grundsteinlegung des Campus Kartause darf ich Sie alle im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker ganz herzlich begrüßen.
Die Verlegung des ersten Steins von diesem neuen Bauwerk bedeutet nicht den Anfang der Arbeiten, sondern einen weiteren, allerdings großen Schritt in einem komplexen Vorhaben, für dessen anstehende Realisierung Ihnen die Stadt Köln sehr dankbar ist. Definitiv wird aber dieser Projektmeilenstein schon bald für ein neues Kapitel der Bildung und des Zusammenlebens in Köln und in der Südstadt stehen. Der künftige Campus Kartause wird dabei einen Beitrag leisten, das Kartäuserviertel städtebaulich noch einmal erheblich aufzuwerten, wobei der Campus viel mehr sein wird als nur ein Gebäude. Er wird ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Entwicklung. Hier werden junge Menschen auf die Zukunft vorbereitet, hier werden neue Ideen geboren. Das innovative Gebäude wird dabei nicht nur moderne Lernräume bieten, sondern es wird ein Zentrum für Forschung und Entwicklung sein. Der professionell vorangetriebene Campus ist sicherlich das größte Zukunftsprojekt des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region.
Lassen Sie mich aber noch etwas zu dem geschichtsträchtigen Grund und Boden ausführen, auf dem wir uns befinden, denn mit den vorbereitenden Arbeiten sind wichtige archäologische Erkenntnisse zur Geschichte des vormaligen Kartäuserklosters gewonnen worden. Einerseits sind dabei Teile der Bebauung des 1334 gegründeten Kartäuserklosters St. Barbara offengelegt worden, andererseits aber auch Strukturen, die auf die militärische Nutzung nach der Räumung des Klosters zurückgehen, also auf die französische und die preußische Zeit. So gesehen ist Bauprojekt – typisch für 2000 Jahre Köln – eben auch eine Zeitreise in unsere Vergangenheit. Die Kartäusergasse liegt auf mittelalterlichem Stadtgebiet, unmittelbar an der riesigen ehemaligen Stadtmauer. Die benachbarte Severinstraße ist die ehemalige Limesstraße, die die Siedlungen des niedergermanischen Limes miteinander verbunden hat. Dieser Ort hier, zwar VOR den Mauern der römischen Stadt gelegen, gehörte dann aber schon im Mittelalter zu den wichtigen Zentren, wie die imposante Severinstorburg oder auch St. Severin selbst ja heute noch bekunden. Sogar Spuren von Weinbau weist die Archäologie nach, was gar nicht verwunderlich ist, denn das Kartäuserkloster war im Mittelalter Kölns zweitgrößter Weinproduzent. Allerdings mit mäßiger Qualität, denn der Wein wurde „Nasser Hund“ und „Saurer Ludewig“ genannt.“ Mit diesen Tröpfchen hätten die Mönche auf einer damaligen Kölner Weinwoche sicherlich keinen Pavillon bekommen, aber das hätten sie auch gar nicht gewollt, denn die Kartäuser galten als sehr strenge Ordensgemeinschaft, deren Mitglieder das „immerwährende Stillschweigen“ gelobt hatten, was auch ein Leben in Armut bedeutete. Damit einher geht auch die Weitläufigkeit der Anlage, denn die Mönche lebten mehr als vier Jahrhunderte wie Einsiedler in ihren, um einen Kreuzgang herum angeordneten Einzelzellen mit angeschlossenem Garten. 

An dieser Stelle haben also Menschen gelebt, die ehrbares Handwerk ausgeübt, aber vor allem auch ein spirituelles Leben geführt haben. 

Das Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Franzosen aufgelöste Kloster wurde erst mehr als 100 Jahre später im Zuge der Säkularisierung zur evangelischen Pfarrkirche. Eine Skulptur des ersten evangelischen Pfarrers, Georg Fritze (1874-1939), der ein stadtbekannter Pazifist und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war, befindet sich heute am Ratsturm unseres Historischen Rathauses. Von besagtem Pfarrer können wir noch heute lernen, wie wichtig unabhängiges und selbstbestimmtes Denken ist und würde er noch unter uns weilen, er wäre bestimmt sehr einverstanden mit der nun geplanten Nutzung des Geländes. 

Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt, vieles lag in Schutt und Asche. Bei den aktuellen Ausgrabungen konnten aber zahlreiche Grundmauern wiederentdeckt werden. Die Klostermauer gehört zu den längsten erhaltenen mittelalterlichen Mauern in Köln und wird wohl sichtbar bleiben. Aber auch der Grundriss des alten Klosters wurde erkennbar, Kanäle, eine Latrine, ein Brunnen und vieles andere mehr wurde gefunden.

Auf diesem historischen Grund also, wird auf dem „Campus Kartause“ bald das neue „Haus der Bildung“ der Evangelischen Kirche entstehen. Ab Ende 2026 sollen die Melanchthon-Akademie, die Evangelische Familienbildungsstätte, das Evangelische Jugendreferat, das Schulreferat und das Referat für Berufskollegs hier in der Kölner Südstadt ein neues Zuhause finden. Darüber hinaus sind Wohnungen, ein Studierendenwohnheim, Büros für die Verwaltung, aber auch Gastronomie geplant. Der Grundgedanke des Campus ist, all diese Funktionen und auch die Nachbarschaft miteinander zu verbinden. 

Dabei werden organisatorische Optimierungen möglich, denn die bislang auf verschiedene Standorte verteilten Bildungseinrichtungen im hiesigen Evangelischen Kirchenverband sollen hier zusammengezogen werden. 

Insofern hat der Kirchenverband diesen Neubau beschlossen und Anfang 2019 mit einem Architektenwettbewerb begonnen. Eine Vorgehensweise, wie man sie sich aus Sicht der Stadt Köln nur wünschen kann. Mit dem großartigen Entwurf der Kaspar Kraemer Architekten (GmbH) wird hier eine – wie ich finde – wirklich eindrucksvolle Anlage entstehen. Der Campus Kartause ordnet die geforderten Nutzungen in vier neue Gebäude, die sich um einen Innenhof gruppieren, der vom Kartäuserwall aus zugänglich sein wird. Hier wird ein bedeutender Ort entstehen, für Bildung, Kultur aber auch für soziale Begegnungen. Das evangelische Zentrum in der Kölner Südstadt wird durch den Campus noch einmal nachhaltig gestärkt.

Seit der Reformation gehört der Bildungsauftrag zu den zentralen Aufgaben der evangelischen Kirche. Hier am neuen Campus werden dafür die besten Bedingungen geschaffen, nicht zuletzt durch das Zusammenwirken der bislang verteilten Einrichtungen.

Auf dem Gelände werden auch geförderte Wohnungen entstehen, der Anteil wird dabei bei 50% liegen, also noch deutlich höher als in den Vorgaben der Stadt gefordert. Nicht zuletzt wird die Inklusiv-WG, die sich gezielt an Menschen mit Beeinträchtigungen richtet, einen weiteren großen Beitrag zum sozialen Zusammenleben in der Südstadt leisten. Die Evangelische Kirche nimmt damit ihre soziale Verantwortung wahr und die Stadt Köln dankt es ihr sehr.

Neben Gastronomie und Veranstaltungssaal wird den Menschen im Stadtquartier ein weiteres Angebot gemacht, den neuen Campus zu erleben und in den Alltag zu integrieren: Mit dem Raum der Stille entsteht nämlich auch ein Ort der Kontemplation und des Gebetes, wobei die schlichte Gestaltung dieses Raumes ihn zum Ort für Menschen aller Religionen machen soll. 

Mit dem Campus Kartause wird an diesem Ort also eine jahrhundertealte Tradition von Spiritualität, von Bildung und von Zusammenkunft fortgeführt. Wir hoffen, dass die Hans Lamers Bau (GmbH) das große Bauprojekt ohne besondere Rückschläge realisieren kann. Ich wünsche allen Beteiligten, dass das Bauvorhaben zügig und ohne Zwischenfälle voranschreiten kann. Die Stadt Köln wünscht Ihnen gutes Gelingen und sagt dem Bauherrn, dem evangelischen Kirchenverband, nochmals ganz herzlichen Dank für das besondere Engagement im Sinne unserer Stadt.