Es ist der erste Live-Auftritt von Xatar seit 2016 – und was für einer. „Es war ein absoluter Wow-Effekt in der Kölner Philharmonie“, sagt Dr. Ralph Elster. Richtig gelesen. In der Philharmonie: Dorthin hat es der Straßenrapp des Künstlers, der mit bürgerlichem Namen Giwar Hajab heißt, geschafft. Es wird ein emotional aufgeladener Abend, der auch dem Engagement des CDU-Kulturpolitikers Elster zu verdanken ist.
Die Kölnische Rundschau schreibt dazu: „Ohne Bürgermeister Ralph Elster wäre Xatars Konzert in der Philharmonie wohl nicht zustande gekommen. ‚Er hat’s möglich gemacht. Das war sein Gedanke‘, bedankt sich Xatar bei dem Politiker, der lächelnd aus dem Publikum winkt. Er sei während der Tourplanung auf den Rapper zugekommen.“
Der ist zusammen mit der Kölner Band heavytones auf Tour. Sie ist bekannt durch TV-Total, spielte auch schon mit Weltstars wie Adele, Kylie Minogue und James Brown. In der Konzertankündigung heißt es: „Mit ihrem gemeinsamen Programm »Live 2024« sprengen XATAR und heavytones Genregrenzen und vermengen Soul-, Funk- und Jazz-Sound mit hartem Rap von der Straße. Wenn explosive Bläsersätze, treibende Percussions, funky Gitarren und Vintage-Keyboard auf Gangster-Rap mit schonungslosen Lyrics treffen, verspricht das nicht weniger als ein neues Level an Hiphop und energetischem Live-Entertainment.“
Eine Ankündigung für ein Konzert, das hält, was dort versprochen wurde. Journalistin Lia Gasch schreibt: „Xatars Konzert scheint vor allem eines zu sagen: Guck, wie weit wir es gebracht haben. Deutscher Straßenrap hat es in die Kölner Philharmonie geschafft. Das bedeutet nicht nur für Xatar, sondern auch für seine Fans viel und sorgt für einen emotional aufgeladenen Abend.“
Weiter heißt es im Kölner Lokalteil der Tageszeitung: „Für den 42-jährigen Xatar, der einst als im Iran geborener Flüchtling nach Bonn kam und später mit einem Goldraub und Gefängnisaufenthalt Schlagzeilen machte, ist es wohl ein Höhepunkt seiner künstlerischen Reise. Stilecht tritt er im Jogginganzug vor die vollbesetzten Reihen, trägt Goldkette und Sneaker — und zwar mit Stolz.“
Wenn Lia Gasch formuliert, dass das Publikum in der Philharmonie selten so durchmischt ist, wie an diesem Abend, dann trifft sie den Nagel absolut auf den Kopf. Die Journalistin zitiert den 42-jährigen Künstler wie folgt: „Viele von euch kennen bestimmt das Problem: Leute, die nicht die gleiche Hautfarbe wie der Urdeutsche haben, haben ab und zu Probleme in Türen reinzukommen. Wir bringen hier Kulturen und Styles zusammen.“
Dass Xatar eine bewegte Vergangenheit hat, drückt er auch in seiner Musik aus. 2009 war der Rapper an einem Überfall auf einen Goldtransporter beteiligt. Die Beute hatte einen Wert von fast zwei Millionen Euro. Seine Flucht in den Irak war nur von kurzer Dauer. Er wurde nach Deutschland abgeschoben und verbüßte seine Haftstrafe in der JVA Rheinbach. Dort arbeitete er an seinem zweiten Album, indem er sich in Haft nachts über ein hineingeschmuggeltes Mobiltelefon Instrumentals vorspielen ließ und dazu seine Songtexte in ein Diktiergerät rappte.
Und so ist es wenig verwunderlich, dass seine Texte vom Vollzug handeln, von Drogen, Waffen, dem Leben im Bonner Brennpunkt und als Asylbewerber. „Das ändert sich auch für einen Auftritt an einem Ort wie der Philharmonie nicht. Der Rapper scheint zwar nicht mehr der Mann von damals zu sein, aber er hat ihn in seinen Songs verewigt und genug von ihm in sich behalten, um authentisch zu wirken“, schreibt Journalistin Lia Gasch: „Durch das Können der Heavytones bekommt der Abend eine epische Note.“
Ein emotionaler Höhepunkt des Konzerts ist, so berichtet Dr. Ralph Elster, als Xatar den Song „Schwesterherz“ performt. Dafür hatte sich der Musiker in die Zuschauerreihen begeben, dorthin, wo seine Familie saß. Die Entschuldigung für harte Zeiten mit einem kriminellen Bruder wird zu einem ebenso besonderen, wie tränenreichen Moment, bei dem sich die Geschwister am Ende in den Armen liegen. Für Kölns Bürgermeister ein absolutes Highlight eines Konzerts, das alles war außer gewöhnlich: „Zwei Stunden gute Beats und Texte – nicht nur Gangsta-Rap, sondern auch viele Reflektionen über Xatars Familie und seine neueren Lebensphasen. Einfach nur ein fantastischer Abend.“
Bei dem Dr. Ralph Elster am Ende auch noch die Gelegenheit hatte, sich lange mit Katars Mutter zu unterhalten. „Sie ist natürlich wahnsinnig stolz auf ihren Sohn“, berichtet der Kölner Bürgermeister. Sie und ihr Mann, der ebenfalls beim Konzert dabei war, sind klassisch ausgebildete Musiker, die bis zur Revolution im Iran lebten und arbeiteten. Giwars Vater hat auch in Deutschland als Komponist und Hochschullehrer, unter anderem in Frankfurt und Bonn gearbeitet.
Die Lebensgeschichte des Sohnes hat übrigens Regisseur Fatih Akin vor drei Jahren unter dem Titel Rheingold verfilmt. „Einige der zentralen Szenen wurden dabei auch bei uns in Köln gedreht“, berichtet Dr. Ralph Elster. Der sehr erfolgreiche Film wurde in Köln am 27. Oktober 2022 im völlig ausverkauften Cinedom uraufgeführt und kam dann drei Tage später in die deutschen Kinos.
Wer Xatar in einer Philharmonie erleben will, kann es in Hamburg versuchen, wo der Rapper am 20. April dieses Jahres wiederum mit heavytones auftreten wird.
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