Der Rat der Stadt Köln hat dieser Tage das Budget der Bühnensanierung auf 709,4 Mio. Euro angehoben. Damit wird den Veränderungen Rechnung getragen, die sich seit der letzten Erhöhung vom Mai 2023 ergeben haben. „Wir wissen bereits seit dem Monatsreport Juli 2023, dass das damalige Budget von 674,7 Millionen Euro nicht ausreichen wird. Die Gründe sind vielschichtig, Insolvenzen beauftragter Baufirmen und damit verbundene Neuvergaben, notwendige Nachträge und die Entwicklung des Baupreisindex“, betonte Dr. Ralph Elster in seiner Rede. Die Baustelle koste nun einmal jeden Tag Geld, die vor kurzem angekündigte weitere Verzögerung der Übergabe an den Bühnenbetrieb von etwa drei Monaten resultiere ebenfalls in höheren Kosten, so der Bürgermeister und CDU-Kulturpolitiker weiter.
Für ihn steht fest: „Gewährt der Rat den Bühnen diese neue Kreditlinie nicht, kann der Bau nicht zu Ende geführt werden. Dann müssten nach mehr als zehn Jahren Bauzeit, nur wenige Monate vor Bauende alle Aktivitäten auf der Baustelle sofort gestoppt werden, an die Fertigstellung der Bühnen und die Genehmigung eines Spielbetriebs wäre nicht mehr zu denken.“ Damit wären die bereits verausgabten 675 Millionen Euro verloren, mit der ein oder anderen Konventionalstrafe könnte dieser Betrag noch deutlich anwachsen. „Am Ende besäßen wir einen – bestimmt bald weltweit bekannten – Lost Place, neugeschaffen mitten in Köln, mitten in unserem Zentrum am Offenbachplatz. Dort wo eigentlich Tag für Tag 2.000 Menschen Oper, Schauspiel, Kinderoper und Tanz genießen sollten, würde hinter verschlossenen Türen die modernste Bühnentechnik Europas verstauben, würden wunderbare Kulturräume dauerhaft ungenutzt bleiben.
„Und in genau dieser Situation will die SPD heute die Zustimmung zu diesem Beschluss versagen, will sich die SPD aus der Verantwortung stehlen. Liebe Freundinnen und Freunde von der SPD, das ist nicht nur verantwortungslos, das ist auch scheinheilig. Was ist das nur für ein nachlässiger Umgang mit dem Auftrag der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt“, übte Dr. Ralph Elster scharfe Kritik an der Haltung der Kölner Sozialdemokratie.
Es vergeht ja keine Premiere, ob im Schauspiel, in der Oper oder im Tanz, bei der nicht zahlreiche Sozialdemokraten mitten im Publikum sitzen und die Kunst genießen, die uns Kölnerinnen und Kölnern von unseren Bühnen geboten wird. Wenn es aber um die Finanzierung der wunderbaren Sparten geht, macht sich die SPD-Ratsfraktion klammheimlich aus dem Staub… Wie schändlich, meine Damen und Herren von der SPD.
Dr. Ralph Elster
Und weiter: „Liebe Freundinnen und Freunde von der SPD, stellen Sie sich einmal vor, die Hamburger Sozialdemokratie hätte – nach fast zehn Jahren Bauzeit – nur wenige Monate vor dem Eröffnungskonzert im Januar 2017 die Fertigstellung der Elbphilharmonie gestoppt mit Verweis darauf, dass sich deren Baukosten mit rund 866 Millionen Euro am Ende auf mehr als das Elffache der ursprünglich auf 77 Millionen Euro geplanten Bausumme beliefen? Stellen Sie sich einmal vor, die Sozialdemokratie in Berlin und Brandenburg hätte kurz vor Schluss das 7-Milliarden-Euro-Projekt des neuen gemeinsamen Hauptstadtflughafens nach 14 Jahren Bauzeit ergebnislos beendet.“
Für Ralph Elster eine unfassbare Haltung: „Wie kann man nur, nachdem der Point-of-no-return schon weit mehr als zehn Jahre längst überschritten worden ist, wie kann man nur für unseren Offenbachplatz einen solchen Schritt in die Zukunftslosigkeit in Erwägung ziehen. Wie verantwortungslos auch gegenüber unseren fast 900 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kölner Bühnen und des Gürzenich-Orchesters. Die heutige Ablehnung der Bühnenfinanzierung durch die SPD ist am Ende auch ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die seit mehr zehn Jahren im Interim unter schwierigsten Bedingungen einen bewundernswerten Job machen und die zu Recht von uns erwarten können, dass wir alles dafür tun, dass sie endlich wieder in einem „normalen“ Arbeitsumfeld arbeiten können.“
Er warf der SPD insbesondere auch ein hohes Maß an Scheinheiligkeit vor: „Es vergeht ja keine Premiere, ob im Schauspiel, in der Oper oder im Tanz, bei der nicht zahlreiche Sozialdemokraten mitten im Publikum sitzen und die Kunst genießen, die uns Kölnerinnen und Kölnern von unseren Bühnen geboten wird. Wenn es aber um die Finanzierung der wunderbaren Sparten geht, macht sich die SPD-Ratsfraktion klammheimlich aus dem Staub… Wie schändlich, meine Damen und Herren von der SPD.“
Das Ratsbündnis sei selbstverständlich nicht erfreut über die Kostenentwicklung und die erneute Verzögerung am Offenbachplatz. „Aber wir werden unserer Verantwortung für die Stadt, für die Bühnen, für die Menschen und für die Kunst nach und stimmen der Verwaltungsvorlage zu“, so Dr. Ralph Elster abschließend.
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