Für Bürgermeister Dr. Ralph Elster war es eine Ehre, dass der „Verein für das rheinische Notariat e.V.“ seine Jahresversammlung in der Domstadt abhielt. Denn: Nicht umsonst genieße der Berufsstand in unserer Gesellschaft „höchstes Ansehen“. Als „unabhängige Träger eines öffentlichen Amtes“ zeichneten die Anwesenden „Solidität, Zuverlässigkeit, Transparenz und Charakterfestigkeit, kurz Integrität“, aus. Und so ließ er es sich nicht nehmen, die Anwesenden persönlich und in klassisch-kölscher Natur zu begrüßen.
Parallel dazu gab es ein spannendes Programm für die Begleitungen der Anwesenden mit Führungen über die Dächer des Kölner Doms oder durch die Altstadt. Der Verein selbst ist in Köln ansässig und umfasst in Nordrhein-Westfalen das Gebiet der Rheinischen Notarkammer. In Rheinland-Pfalz umfasst er das Gebiet der Notarkammer Koblenz sowie das Gebiet der Saarländischen Notarkammer in Homburg.
„Mer kennt sich, mer hilft sich“
Sinn des Treffens sei es auch, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Verbindungen zu hegen und zu pflegen. Elster sagte mit einem Augenzwinkern: „In Köln ist das Wissen um die besondere Kraft vertrauter Gespräche im kleinen Kreise, hier oft auch als Klüngelei bezeichnet, geradezu legendär“. Der Ex-Oberbürgermeister und ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer fasste es einst passend mit „Mer kennt sich, mer hilft sich“ zusammen.
„Schade, dass Klüngeln heutzutage eher negativ belegt ist, dabei ist das Grundprinzip des persönlichen Kontaktes und die daraus erwachsene Hilfsbereitschaft untereinander ja eher etwas Positives“, so Bürgermeister Dr. Ralph Elster, der ebenfalls feststellte, dass die “Verordnung und Tax-Ordnung für die Notarien in den niederrheinischen Provinzen“, die vor über 200 Jahren festgelegt wurde, besonders deutlich mache, dass der Notarberuf „in wunderbarer Weise Tradition und Moderne miteinander verbindet“.
Die Rede im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Schmitz-Vornmoor,
sehr geehrter Herr Schulte,
liebe Mitglieder des Vereins für das Rheinische Notariat,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
dass der „Verein für das rheinische Notariat e.V.“ seine Jahresversammlung hier bei uns in Köln abhält, freut mich sehr, und ich darf Sie alle ganz herzlich im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßen. Ihr Verein ist zwar in Köln ansässig, der „Wirkungsbereich“ des rheinischen Notarvereins geht aber deutlich über unsere Stadtgrenzen hinaus. Er umfasst in Nordrhein-Westfalen das Gebiet der Rheinischen Notarkammer, die ebenfalls in Köln sitzt, und darüber hinaus in Rheinland-Pfalz das Gebiet der Notarkammer Koblenz sowie das Gebiet der Saarländischen Notarkammer in Homburg.
Das dürfte bis auf wenige Ausnahmen deckungsgleich sein mit der guten alten Rheinprovinz, die übrigens auch ab und an schon mal im Landschaftsverband Rheinland aufblitzt und auch dort noch nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, wobei wir Kölner uns insgeheim schon ein wenig darüber ärgern, dass das ungeschulte Auge heutzutage das Rheinland in einem benachbarten Bundesland vermutet…
Die schönen Seiten der Kölner City
In jedem Fall hat der ein oder die andere von Ihnen doch eine etwas weitere Anreise gehabt und leider mutet unsere Stadt mit der Vielzahl aktueller Baustellen in diesem November insbesondere den Gästen von außerhalb auch noch einiges extra zu. Ich hoffe aber, dass Sie sich dennoch bei uns in Köln wohlfühlen werden, zumindest für Ihre Begleitungen gibt es ja ein spannendes Programm mit den geplanten Führungen über die Dächer des Kölner Doms oder durch die Altstadt, sodass auch diese Damen und Herren in jedem Fall einen Blick auf die schöneren Seiten unserer Kölner City werfen können.
Wie so vieles andere auch, ist in den beiden letzten Jahren auch ihre Jahrestagung Corona-bedingt ausgefallen und ich vermute, es ist für Sie alle ein Gewinn, sich nun wieder in Präsenz treffen zu können. Solche Jahrestreffen dienen schließlich nicht nur der Fortbildung zu aktuellen beruflichen Herausforderungen, selbst wenn die behandelten Themen wie etwa die Geldwäschebekämpfung von großer Relevanz sein mögen. Diese Treffen dienen insbesondere auch dazu, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Verbindungen zu hegen und zu pflegen.
Ein Austausch auf bilateraler Ebene erleichtert sicherlich auch Ihre Arbeit ungemein; für uns in Köln ist das Wissen um die besondere Kraft vertrauter Gespräche im kleinen Kreise, hier oft auch als Klüngelei bezeichnet, geradezu legendär. Im Duden findet man unter dem Begriff „klüngeln“ eine mögliche Erläuterung, nämlich „sich zu einer ganz auf die Vorteile ihrer Mitglieder eingestellten Interessengruppe zusammenzuschließen“. Unser früherer Oberbürgermeister Konrad Adenauer hat es einmal etwas rheinischer und auch treffender formuliert: „Mer kennt sich, mer hilft sich.“
Das Grundprinzip des persönlichen Kontakts ist etwas Positives
Schade, dass Klüngeln heutzutage eher negativ belegt ist, dabei ist das Grundprinzip des persönlichen Kontaktes und die daraus erwachsene Hilfsbereitschaft untereinander ja eher etwas Positives. Einer anderen, ebenfalls rheinischen Definition folgend, beseitigt echter kölscher Klüngel mögliche Schwierigkeiten und Probleme im Vorfeld wichtiger Entscheidungen. Und im höchsten Reifegrad praktiziert, konzentriert sich der Klüngel ja schließlich sogar auf Vorteile für Bedürftige, aber an den Verhandlungen ansonsten unbeteiligte Dritte.
Klüngeln hat übrigens noch eine deutlich längere Historie als Ihre Notariatsordnung. Nach 1815 gehörte Köln bekanntlich zu Preußen, womit auch die Kölnische Stadtverwaltung unter preußische Aufsicht kam, was manchen lokalen Auswüchsen und Umdeutungen des jahrhundertelang gepflegten und geübten Klüngels Einhalt gebot. So galt beispielsweise fürderhin die Regel, dass niemals Vater und Sohn gleichzeitig ein Amt im ehrenwerten Rat der Stadt bekleiden durften. Politische Würdenträger sollten zudem wohlhabend sein und damit in ihrem Amt unempfindlich für Sondereinnahmen und Geschenke jedweder Art.
Die Notariatsordnung für die Rheinprovinz wurde erst am 25. April 1822 als “Verordnung und Tax-Ordnung für die Notarien in den niederrheinischen Provinzen“ veröffentlicht. Damit war dann die preußische Justizreform im Rheinland abgeschlossen und die Preußen hatten sowohl für Mitglieder des Rates als auch für die Notare die neuen Rahmenbedingungen festgelegt.
Berufsstand genießt „höchstes Ansehen“
200 Jahre niederrheinische Notariatsverordnung, wobei die ältesten Quellen ja sogar ins Mittelalter zurückgehen, eine so lange Geschichte macht allenthalben deutlich, dass Ihr Notarberuf in wunderbarer Weise Tradition und Moderne miteinander verbindet. In einer zwei Jahrhunderte währenden Entwicklung konnte das heutige, moderne Amtsverständnis der Notarinnen und Notare heranreifen. Sie sind – wie es die Bundesnotarordnung ausdrückt – „unabhängige Träger eines öffentlichen Amtes“. Bei der Ausübung ihres Berufes unterliegen Sie allerdings bestimmten Bindungen: Notare haben wie Richter auch streng auf Neutralität zu achten. Diese anspruchsvolle Tätigkeit setzt nicht nur eine qualifizierte Ausbildung und juristische Erfahrung voraus, sondern verlangt auch eine soziale Kompetenz, die insbesondere in schwierigen Verhandlungssituationen gefragt ist.
Solidität, Zuverlässigkeit, Transparenz und Charakterfestigkeit, kurz Integrität, sind die persönlichen Attribute, die Notare auszeichnen. Nicht umsonst genießt Ihr Berufsstand in unserer Gesellschaft höchstes Ansehen. Schließlich schützen Sie mit Ihrer guten Aufgabenwahrnehmung rechtlich unerfahrene Bürgerinnen und Bürger vor Nachteilen und achten bei Vertragsgestaltungen darauf, dass späterer Streit und Ärger möglichst vermieden werden.
Meine Damen und Herren, einer so stattlichen Versammlung von Notarinnen und Notaren den gewünschten Rahmen geben zu dürfen, ist eine Ehre für unsere Stadt. Wobei Köln, wie man ja schon hier an Ihrem wunderbaren Tagungsort sehr anschaulich vermittelt bekommt, seinen Besucherinnen und Besuchern tatsächlich auch einiges zu bieten weiß. Ich wünsche Ihnen nun noch gute Verhandlungen, eine erfolgreiche Jahresversammlung und ganz viel Freude in unserer Stadt.
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